Die von Maria Morata kuratierte, an vier Abenden stattfindende Reihe beschäftigt sich mit Körper als Materie und als Hülle des Selbst. Materie als denkendes und verflochtenes Kontinuum aller Biospezies und nichtorganischer Elemente, das von einer „vitalen Materialität“ bewohnt wird, wie Jane Bennett es in ihrem Essay „Vibrant Matter“ fasst. Wie kann man heute den menschlichen und insbesondere den weiblichen Körper im Zeitalter von Biotechnologie, Technowissenschaft und künstlicher Intelligenz neu denken? Inwiefern erfordert seine visuelle Darstellung durch digitale Bildtechnologien eine neue Subjektivität, welche die Dichotomie von Kultur und Natur überwindet?
Vibrant Matter ist einerseits von Donna Haraways Metapher des Cyborgs inspiriert, die als Plädoyer für ein neues politisches Denken über Körper, Wissenschaft, Technologie und Feminismus die rigide Trennung von Mensch, Tier und Maschine durchbricht. Andererseits bildet Rosi Braidottis Interpretation der Posthumanistischen Kondition eine wichtige Denkgrundlage. In einer Epoche, in der der Mensch seine hegemoniale Position als Zentrum allen Denkens und Wissens verliert, um eine neue, flexible und multidimensionale Identität einzunehmen, bezieht Braidottis Philosophie das Weibliche als wesentliches Element einer neuen nomadischen und nicht-individuellen Subjektivität mit ein.
Vibrant Matter sammelt künstlerische Positionen, die anhand medialer Interaktionen mit Pflanzen, Tieren, Mineralien und Maschinen und möglichen Abbildungen von organischer und nicht organischer Biomaterie neue Formen weiblicher Subjektkonstruktionen sondieren. Ein Dialog zwischen weiblicher Körperpolitik in der zeitgenössischen Technologiekultur und der traditionellen feministischen Kritik der Körperrepräsentation im Zeitalter des posthumanistischen und nicht-anthropozentrischen Denkens.
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Künstlerinnenprogramm und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung. (mm) (4., 11., 18. & 25.10.)