THE TERENCE DAVIES TRILOGY (GB 1976–1983, 29.3.) entstand als drei unabhängig voneinander gedrehte und thematisch miteinander verbundene mittellange Filme (CHILDREN, MADONNA AND CHILD, DEATH AND TRANSFIGURATION), die in verdichteten Montagen und mit einem so schonungslosen wie mitfühlenden Blick vom Leben Robert Tuckers erzählen. Der Weg vom gequälten Schulkind zum Erwachsenen, der seine Homosexualität nur versteckt und mit Schuldgefühlen ausleben kann, bis zum einsamen Sterben des alten Mannes zeigt keine Reifung, sondern ein lebenslanges Leiden, das Erlösung erst im Tod findet. So radikal wie der Inhalt ist auch die Form, die in stilisierten Schwarz-Weiß-Bildern und mit einer oft statischen Kamera aus Erinnerungsfetzen und Assoziationsketten die Passionsgeschichte eines Mannes nachzeichnet.
A QUIET PASSION (GB/Belgien 2016, 30.3.) Von ihren insgesamt 1800 Gedichten konnte die amerikanische Lyrikerin Emily Dickinson (1830–1886) bis zu ihrem Tod nur eine Handvoll veröffentlichen. Obwohl sie ein zurückgezogenes Leben im Haus ihrer Familie in Amherst, Massachusetts führte, zeugen ihre Gedichte von einem weiten Blick und einem reichen inneren Erfahrungsschatz. Davies zeichnet in seinem von Ausstattungskitsch gänzlich freien Film über Emily Dickinson deren Entwicklung nach: Aus der jungen Frau, die sich mit Witz und sprühender Intelligenz Wortgefechte über Politik, Religion und die Rolle der Frau liefert, wird aus Mangel an Verbindung und Intimität eine Person, die sich schleichend aus der Welt zurückzieht. Es gelingt ihm das eindringliche Porträt einer Frau, die für ihre Leidenschaften kämpft und mit der Vergeblichkeit dieses Kampfes hadert – gänzlich unpathetisch, zugleich tief berührend. Immer wieder im Off zu hören sind die von Dickinson – grandios verkörpert von Cynthia Nixon – vorgetragenen Gedichte, die somit einen eigenen Raum bekommen.
DISTANT VOICES, STILL LIVES (GB 1988, 31.3.) Szenen einer Familie, zusammengehalten durch Lieder, die im Pub und im Wohnzimmer gesungen werden: Im kaleidoskopartigen, keiner Chronologie folgenden Porträt einer Liverpooler Arbeiterfamilie mit zwei Töchtern und einem Sohn in den 40er und 50er Jahren drückt Musik das aus, was die Protagonist*innen nicht in -Worte fassen können – unbändige Freude und unermesslichen Schmerz gleichermaßen. Im Wechsel zwischen unbewegten, tableauartigen Bildern und traumgleichen Kamerafahrten scheint die Zeit gleichsam eingefroren, und das Foto des einst gewalttätigen, nun toten Vaters an der Wohnzimmerwand (das Davies’ eigenen Vater zeigt) macht deutlich, dass die Erfahrungen der Kindheit ein Leben lang andauern. (al)