AUFBRUCH (Österreich 2018, 1.2.) Ein japanischer Ausdruck, „Die Trauer um den Fluss der Dinge“, stand als Inspiration am Anfang von Ludwig Wüsts jüngstem Spielfilm, der 2018 seine Weltpremiere im Berlinale Forum feierte. Darin entscheiden sich ein Mann und eine Frau, ihr jeweiliges bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie treffen sich auf einer einsamen Landstraße und setzen ihren Weg gemeinsam fort. „Zwischen Reduktion und Pathos, mit eindrucksvoll fotografierten Bildern von großer Intensität und gelegentlichem kraftvollem Percussion-Einsatz entfaltet sich ein intimes Drama, das um die Fragen kreist, woher man kommt und wohin man geht.“ (Birgit Kohler)
ÄGYPTISCHE FINSTERNIS (Österreich 2002, 2.2.) Wüsts erste, äußerst selten aufgeführte Filmarbeit ist eine Adaptation des dritten Kapitels von Ingeborg Bachmanns Romanfragment „Der Fall Franza“. Das Konzept entstand während mehrerer Reisen nach Ägypten. „Ein hermetischer Text, vor 40 Jahren geschrieben in einem hermetischen Land, das sich auf den ersten Blick nicht preisgibt und oft einen zweiten Blick nicht mehr zulässt.“ (Ludwig Wüst) Diese Beschreibung einer Odyssee ohne Heimkehr wird in traumwandlerisch komponierten MiniDV-Bildern erzählt und intensiv dargeboten von der Hauptdarstellerin Michaela Conrad.
ZWEI FRAUEN (Österreich 2006, 2.2.) Kurz nach dem Unfalltod ihres Mannes zieht Klara nach Wien. Aus einer anonym zugeschickten Videokassette erfährt sie, dass ihr Mann vor seinem Tod jahrelang ein Verhältnis hatte. „Im ausgeräumten Apartment versucht sie ihr Leben neu zu fassen: Sie empfindet eine Leere, die gefüllt werden muss, bespiegelt vom kargen Interieur, gesäumt von den Zeichen und Botschaften der heimlichen Liebe.“ (Christoph Huber) Parallel wird das tragische Schicksal der Geliebten des Mannes erzählt. Die Konzeption des Films entwickelte Wüst in enger Zusammenarbeit mit der Burgtheaterschauspielerin Sabine Haupt.
KOMA (Österreich 2009, 2.2.) Wüsts selbsterklärter „zweiter erster Film“ beginnt mit den Vorbereitungen zu einem Geburtstag: Der Taxifahrer Hans wird 50 Jahre alt, bleibt aber der von seiner Frau organisierten Feier fern. Durch ein Versehen liegt eine seinem Sohn gehörende DVD unter seinen Geschenken. Deren entsetzlicher Inhalt hat weitreichende Folgen: „Er muss aus seinem Koma erwachen und durch verschiedene Höllen gehen, um dorthin zu gelangen, wo er eigentlich hingehört.“ (Ludwig Wüst) Das anmutig-verstörende Werk brachte Wüst erstmals eine größere Aufmerksamkeit als Filmemacher ein. Als Vorfilm zeigen wir PASOLINICODE 02112011 (Österreich 2011), eine intelligente Auseinandersetzung mit der Mythenbildung um den Tod von Pier Paolo Pasolini, der zentralen künstlerischen Inspirationsquelle für Wüst.
ABSCHIED (Österreich 2014, 3.2.) Auch dieser Film legt ein beredtes Zeugnis für Wüsts kontinuierlichen Dialog mit der Filmgeschichte ab. Hier bildet Michael Snows Meilenstein des Experimentalfilms Wavelength (1967) den Ausgangspunkt. „Ein ganz normaler Nachmittagsplausch zwischen zwei Freundinnen wird im Würgegriff eines kontinuierlichen Zooms zur heftigen Entladung, bei der unweigerlich Grenzen überschritten werden.“ (Christoph Huber)
HEIMATFILM (Österreich 2016, 3.2.) Nachdem Wüst schon in einem früheren Film, Das Haus meines Vaters (2013), seiner Familiengeschichte und den Orten seiner Kindheit nachgespürt hatte, wagt er sich an eine noch tiefere, schonungslos ehrliche und zugleich verspielte Auseinandersetzung mit seinen Wurzeln. Entstanden kurz nach seinem 50. Geburtstag, wirkt dieser Film auch wie eine Summe des bisherigen Schaffens und Denkens. „Vom eigenen Familienfotoalbum über unverwendetes Material von früheren Filmen bis zum pas de deux von Dokument und Fiktion gelingt Wüst ein schillerndes Mosaik der Assoziationen, die um die Idee von Heimat kreisen.“ (Christoph Huber) (gv)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum Berlin.