„In seinen Filmen versammelt er eine Familie, Menschen aus aller Herren Länder, Schiffbrüchige und Grenzgänger, Träumer und Schnorrer“, schrieb Michael Töteberg über Peter Lilienthal. „Es sind Menschen ohne Reichtümer, ohne eine sichere Position oder Macht, sie sind Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt und haben doch Hoffnung und Lebenslust nicht aufgegeben.“ Eine Filmreihe anlässlich von Lilienthals 90. Geburtstag zeigt die thematische und stilistische Breite seines Werks, das in Deutschland, aber auch in Israel, Lateinamerika und in den USA entstand. Peter Lilienthal, 1929 in Berlin als Sohn einer Jüdin geboren, konnte 1938 dem Nazi-Regime entkommen und fand in Uruguay bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1954 eine zweite Heimat. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit Diktatur und Exil geht er in seinen Filmen wiederholt auf die brisante politische Entwicklung in Lateinamerika ein.
MALATESTA (BRD 1969, 30.10., zu Gast: Peter Lilienthal) ist Lilienthals Kinodebüt. Der italienische Anarchist in London zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird hier gespielt von Eddie Constantine. In der Londoner Emigration versammelt er Exilanten aus Osteuropa um sich. Als einige von ihnen sich mit Gewalt nehmen wollen, was ihnen die Welt vorenthält, wird aus der anarchistischen Weltanschauung ein grausames Missverständnis.
ES HERRSCHT RUHE IM LAND (BRD/A 1975, 31.10., zu Gast: Peter Lilienthal) behandelt die Folgen des Militärputsches in Chile, der für eine ganze Generation die Hoffnung auf einen friedlichen Übergang zu einem sozial gerechteren Leben zunichte machte.
Die Filmreihe, die im November fortgesetzt wird, entstand in einer Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Kinemathek mit der von Vietinghoff Filmproduktion, dem Zeughauskino, der Akademie der Künste und der Edgar-Reitz-Stiftung. Die Digitalisierung der Filme wurde vom Förderprogramm Filmerbe der FFA unterstützt. (mk)