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In dem wöchentlich wechselnden Streaming-Programm präsentiert arsenal 3 in seiner dritten Woche 15 Kurz- und Langfilme, in denen Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns in den Blick genommen werden.

Das Arsenal möchte das Streaming-Programm mit Filmen aus dem eigenen Verleih, darunter viele, die im Forum oder Forum Expanded gelaufen sind, weiterhin kostenlos für alle Interessierten anbieten und trotzdem den Filmemacher*innen Lizenzen auszahlen. Dabei helfen Spenden und Fördermitgliedschaften.

Gemeinsames Handeln


„… in hunderten von Fotosessions, in denen alles in der Wohnung Vorhandene als Draperie und Requisite diente, loteten wir Möglichkeiten von Gestik, Haltung und Mimik aus.“ (Ulrike Ottinger über ihre Arbeit mit Tabea Blumenschein)


Kino ist kollaboratives Arbeiten. Systemverändernde Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns erforschen Minze Tummescheit und Arne Hector mit ihrem Interviewfilm IN ARBEIT (2012) sowie Sandra Schäfer und Elfe Brandenburger mit dem 2007 in Kabul gedrehten PASSING THE RAINBOW. Um gemeinsame Körpersprache und Sinneswahrnehmung geht es Annika Larssons BLIND (2011) und Agnieszka Brzezanskas BLUE MOVIE (2013). Die Filme THE RIGHT (2015) von Assaf Gruber und DIE AUSSTELLUNG (2005) von Juliane Zelwies verhandeln Beziehungsgeflechte in der Kunstwelt. Das gleiche versuchen die Filme A CRIME AGAINST ART (2007) von Hila Peleg und KILLER.BERLIN.DOC (1999) von Jörg Heitmann und Bettina Ellerkamp, in denen reale Figuren aus der Kunst- und Kulturwelt sich selbst spielen, einmal in einer Gerichtsshow und das andere Mal in einem Kriminalspiel.

Zwei Filme entstammen dem Programm des diesjährigen Forum Expanded: Emily Jacir bittet in LETTER TO A FRIEND (2019) die Forschungsagentur Forensic Architecture um die Einleitung einer Untersuchung noch bevor etwas passiert ist. Caitlin Berrigan folgt in IMAGINARY EXPLOSIONS (2019) einer Gruppe transfeministischer Wissenschaftler*innen, die dem Wunsch der Erde nachkommen wollen, alle Vulkane gleichzeitig ausbrechen zu lassen. Diesen ganz neuen Arbeiten stellen wir zwei historische Filme gegenüber, die das Arsenal digital restauriert hat: In RAMDENIME INTERWIU PIRAD SAKITCHEBSE (Einige Interviews zu persönlichen Fragen, UdSSR/Georgien 1978) erzählt Lana Gogoberidse von der Verzahnung des Privaten mit dem Politischen und in den Kurzfilmen von Ibrahim Shaddad, Mitglied der Sudanese Film Group, wird die Frage des gemeinsamen Handelns zu einer Frage von Leben und Tod.

Schließlich freuen wir uns ganz besonders, in den kommenden drei Wochen die Berlin-Trilogie von Ulrike Ottinger präsentieren zu können. Wir beginnen mit BILDNIS EINER TRINKERIN(1979) und erinnern damit an die kürzlich verstorbene Schauspielerin und Künstlerin Tabea Blumenschein.

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IN ARBEIT (Arne Hector, Minze Tummescheit, D 2012, OmE, 148 min)beruht auf der Einfachheit der Geste, sich in Gesellschaft gegenseitig vorzustellen: Um die Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns zu erforschen, haben Minze Tummescheit und Arne Hector ein Ketteninterview begonnen. Der erste Interviewpartner führt das Filmteam zum zweiten und so fort. Alle verbindet die Arbeit in kooperativen Strukturen. Zu Beginn der Serie begegnen wir dem Filmlabor L’Abominable, der Coordination des Intermittents et Précaires, Île de France (CIP), und zwei sizilianischen Agrargenossenschaften. Die wichtigste Frage, die sie verhandeln, ist die ihrer Legitimation: Ist es sinnvoll und überhaupt möglich, sich außerhalb des industriellen Fortschritts, der politischen Öffentlichkeit oder des Weltmarkts zu verorten? Wir erfahren viel über Kopierwerke und die Materialität des Films, über das Verhältnis von Handwerk und Industrie, über die französische Arbeitsmarktpolitik für Film- und Theaterschaffende und den Widerstand, den sie hervorruft, über mafiose sizilianische Strukturen. Jede Kooperative erzeugt ihre eigenen Bilder, Töne und Rhythmen, und so wird aus Einzelbildern eine Serie und schließlich ein gemeinsamer politischer Diskurs, nicht zuletzt über das Kino selbst.

PASSING THE RAINBOW (Sandra Schäfer, Elfe Brandenburger, D 2007, OmE, 70 min) handelt von performativen Strategien, die rigiden Gendernormen in der afghanischen Gesellschaft zu unterlaufen: auf der Ebene filmischer Inszenierungen, in der politischen Arbeit und im Alltag. Zu den Protagonist*innen von PASSING THE RAINBOW zählen eine Lehrerin, die gleichzeitig Schauspielerin ist, eine Polizistin, die nebenberuflich als Actionfilm-Regisseurin arbeitet, eine Aktivistin der Organisation RAWA, die für die radikale Trennung von Staat und Religion eintritt, eine Mädchen-Theatergruppe in Kabul und Malek_a, die als Junge lebt und so den Lebensunterhalt für ihre Familie verdient. Die Regisseurinnen zeigen Ausschnitte aus Filmen der afghanischen Filmgeschichte, begleiten Schauspieler*innen bei Dreharbeiten und inszenieren gemeinsam neue Szenen. Die lokalen Akteur*innen sind Ko-Produzent*innen und Korrektiv westlicher Perspektiven. PASSING THE RAINBOW ist ein Film, der Szenen aus dem Alltag der Darsteller*innen inszeniert, Geschlechterverhältnisse reflektiert und Handlungsräume in der Fiktion öffnet. Der Film beleuchtet die Konstruktion von Repräsentation. Wechselwirkungen und Widersprüche zwischen Bildern, realen Lebensbedingungen und Wunschvorstellungen werden sichtbar.

BLIND (Annika Larsson, Schweden/D 2010, OmE, 20 min) beobachtet eine Gruppe blinder Fußballspieler*innen bei einem Spiel. Bei Nacht gefilmt, zeigt die Auseinandersetzung mit den Themen Sehen und Blindheit die Spieler*innen auf einem Feld, in Nahaufnahme und im Detail. Bilder aus verschiedenen Blickrichtungen folgen aufeinander, ohne jedoch die Sicht auf das Ganze freizugeben. Beim Betrachter erzeugt der Film ein Gefühl der Beklemmung oder sogar Klaustrophobie, nicht nur wegen der Nahaufnahmen, sondern auch wegen der scheinbar unwirklichen Umgebung, in der sich die Figuren bewegen. Durch das Mittel der Wiederholung erzeugt Larsson eine Art psychologisches Slowmotion, das den Betrachter in einen schläfrigen Zustand versetzt, in der die Zeit eindeutig voranschreitet und gleichzeitig stillsteht. Die Videokünstlerin Annika Larsson interessiert sich für beiläufige aber ausdrucksstarke Gesten und Rituale, für körpersprachliche Verhaltensmuster, hinter denen hierarchische gesellschaftliche Machtstrukturen aufscheinen.

BLUE MOVIE (Agnieszka Brzezanska, Polen 2007, ohne Dialog, 4 min) Agnieszka Brzezanska lud Künstlerinnen ein, als Aktmodelle in einem leeren dunklen Raum zu einem Song von Blondie zu tanzen. Der daraus entstandene Film besteht aus einem improvisierten freien Tanz weiblicher Schatten. Die Aktmodelle wurden in entspannten, anmutigen oder dezent anzüglichen Posen festgehalten. Gleichzeitig erinnern sie an die abstrakten Studien Matisses oder die esoterischen Nackten im Spätwerk von Yves Klein. Brzezanskas Bilder gleichen Backups dieser kulturellen Erinnerungen, sie inszeniert eine unheimliche Transformation. Die klassischen Rollen von "Künstler*in und Modell" verwandeln sich in eine verschwörerische Interaktion. Die riesigen dunklen Silhouetten, mysteriös in ihrem ästhetischen Charakter, stehen für eine selbstsichere und bewusste Präsenz ihrer Subjekte.

THE RIGHT (Assaf Gruber, D/Polen 2015, OmE, 12 min) Eine 73-jährige Museumswärterin aus der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden schreibt einen Brief an den Direktor des Muzeum Sztuki in Łódź, in dem sie um eine Position als Aufseherin in seinem Haus bittet. THE RIGHT ist der vierte Teil einer Serie von Kurzfilmen mit dem Titel „The Anonymity of the Night“ und erzählt eine fiktionale Geschichte mit real-historischen Anklängen: Der Grund für den Wunsch der Dresdener Museumswärterin ins Łódźer Museum zu wechseln, ist – neben ihren Erlebnissen als deutsch-polnischer Flüchtling in den 1940er Jahren – die dortige Sammlung der avantgardistischen Werke der „a.r.“-Gruppe („Revolutionäre Künstler“, „Echte Avantgarde“) aus den 1930er Jahren, für die sie eine ungleich größere Wertschätzung aufbringt als für die alten Meister im Caravaggisten-Saal in Dresden, in dem sie derzeit ihren Dienst tut.

DIE AUSSTELLUNG (Juliane Zelwies, D 2005, OmE, 19 min) Die vier Preisträger*innen des Kunstpreises, den das Energie-Unternehmen ELUX jährlich vergibt, sind eingeladen, die noch offenen Fragen zu der geplanten Ausstellung zu klären. Als der Abteilungsleiter das Treffen überraschend verlässt und die Künstler mit der Moderatorin zurückbleiben, wird klar, dass nicht einmal die Grundlagen der Ausstellungsmodalitäten abgesprochen sind: Während die Firma das Thema für die Ausstellung vorgeben möchte, bestehen die Künstler*innen auf ihrer künstlerischen Freiheit. Das Wissen um die Sinnlosigkeit und Redundanz aller in der Folge entwickelten Ideen macht das Treffen für alle Beteiligten zu einem hoffnungslosen Alptraum.

A CRIME AGAINST ART (Hila Peleg, Spanien 2007, engl. OF, 101 min) basiert auf einer Gerichtsverhandlung, die auf der Kunstmesse in Madrid im Februar 2007 inszeniert wurde. Inspiriert durch die von Avantgarde-Bewegungen in den 20er und 30er Jahren organisierten Tribunale, warf das Verfahren spielerisch eine Reihe polemischer Fragen auf, die die Welt der zeitgenössischen Kunst betreffen: geheime Absprachen mit der „Neuen Bourgeoisie“, die Instrumentalisierung der Kunst und ihrer Institutionen, die Möglichkeit kritischer künstlerischer Handlungsmacht und andere einschlägige Punkte. Die Verhandlung beginnt mit der Behauptung, dass ein Verbrechen begangen wurde, die Art des Verbrechens und Beweise für sein Geschehen bleiben jedoch unbestimmt, es melden sich keine Opfer zu Wort. Die Aussagen und Kreuzverhöre werden zum Versuch des Richters (Jan Verwoert), der Staatsanwälte (Vasif Kortun und Chus Martinez) sowie des Verteidigers (Charles Esche), das wahre Wesen des rätselhaften „Verbrechens gegen die Kunst“ aufzudecken. Wie eine TV-Gerichts-Show inszeniert und mit vier Kamerateams gefilmt, präsentiert A CRIME AGAINST ART eine verdichtete einhundert Minuten Version der Gerichtsverhandlung.

KILLER.BERLIN.DOC (Jörg Heitmann, Bettina Ellerkamp, D 1999, OmE, 76 min) In dem Wunsch, von dem eigenen Leben in einer sich wandelnden Stadt zu erzählen, entschließen sich im Mai 1998 zehn Personen, ihr Leben in Berlin für vierzehn Tage zur Fiktion zu machen. Sie spielen ‘Killer’, ein Spiel, in dem niemand vom anderen weiß und jeder sowohl Täter als auch Opfer ist. Der Auftrag lautet, eine vorgegebene, aber dem Spieler vorher unbekannte Person ausfindig zu machen und sich den perfekten ‘Mord’ für das ‘Opfer’ auszudenken. In dem Wissen, dass zur selben Zeit auch jemand den eigenen Spuren folgt, begeben sich die Spieler*innen auf die Suche nach der unbekannten Person. “killer.berlin.doc ist ein vielfältig gebrochener Dokumentarfilm mit fiktiven Elementen, ein subjektiver Künstler*innenporträtfilm, ein selten schöner Architekturfilm über Berlin im Wandel, ein mehrstimmiges Tagebuch über zwei Wochen im Mai 1998. Ästhetisch überzeugend verbindet das Filmemacherkollektiv die verschiedenen Aufnahmetechniken… Die innovative Bildgestaltung ist einzigartig; die fließenden Übergänge zwischen dokumentarischen und fiktiven Elementen wiederholen formal die Gefühlsunsicherheit, die nicht nur die Spieler während ihres Spiels erfahren. Berlin ist hier gleichzeitig blaustichige Traumlandschaft, Projektion unterschiedlicher Wünsche, ein Wirrwarr unterschiedlichster Architekturen.” (Detlef Kuhlbrodt)

LETTER TO A FRIEND (Emily Jacir, Palästina 2019, engl. OF, 43 min) Ein enger Freund wird gebeten, eine Untersuchung einzuleiten, bevor etwas Unumgängliches passiert. LETTER TO A FRIEND verwebt Bilder, Texturen, Bewegungen, Spuren und Geräusche aus über einem Jahrhundert und erzählt detailgetreu die Geschichte eines Wohnhauses und einer Straße in Bethlehem.

IMAGINARY EXPLOSIONS (EPISODE 2) (Caitlin Berrigan, USA/D 2019, engl. OF, 23 min) folgt einer Gruppe transfeministischer Wissenschaftler*innen, die dem Wunsch der Erde nachkommen wollen, alle Vulkane gleichzeitig ausbrechen zu lassen. Sie interpretieren vulkanische Aktivitäten verschiedener Orte und Zeiten und verfolgen ein gemeinsames Ziel: technisch-wissenschaftliche Instrumente von ihrer militärischen und wirtschaftlichen Macht zu befreien und sie wieder in den Dienst der Erde zu stellen. Als Signale aus einer Höhle am Fuße des Chaitén-Vulkans in Chile eintreffen, verschwimmen die fiktiven Erzählungen des Films mit der realen Forschung einer archäologischen Expedition. Der Film untersucht mithilfe von Geologie und verkörpertem Wissen, wie uns Tiefenzeit und Kommunikation zwischen Spezies bei einer radikalen Transformation des Planeten helfen könnten. Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, deren Arbeit im realen Leben die Grenzen von Wissenschaft und Kultur erweitert, spielen in den Videos fiktionalisierte Versionen ihrer selbst und wirken an den Partituren, Erzählungen und Skulpturen der Erzählungen mit. Die spekulative, fiktive Kosmologie erforscht, welche Versionen von Gegenwart und Zukunft möglich werden, wenn wir beginnen, über den Rahmen des Menschlichen hinauszudenken.

RAMDENIME INTERWIU PIRAD SAKITCHEBZE (Einige Interviews zu persönlichen Fragen, Lana Gogoberidse, Georgien 1978, OmE, 94 min) Sopiko geht ganz in ihrem Beruf auf. Als Journalistin interviewt sie unterschiedlichste Frauen zu ihren Lebensbedingungen und Wünschen. Dass ihr eigenes Glück und ihre Familie dabei zu kurz kommen, bemerkt sie zu spät. Feinfühlig erzählt Lana Gogoberidse in dokumentarisch anmutendem Stil und mit dynamischer Kameraführung von der Verzahnung des Privaten und des Politischen, die sich auch in den Erinnerungen Sopikos an die Mutter fortsetzen, die, für das Kind unverständlich, zehn Jahre in der Verbannung verschwand. Mit seinem Fokus auf die alltäglichen Kämpfe einer emanzipierten Frau gilt der Film als einer der ersten feministischen Filme der Sowjetunion.

JAGDPARTIE (Ibrahim Shaddad, Sudanese Film Group, DDR 1964, OmE, 41 min) Der Abschlussfilm von Ibrahim Shaddad, den er an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (zum Zeitpunkt der Produktion: Deutsche Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg) drehte, ist eine Abhandlung über Rassismus. In einem Wald in Brandenburg gedreht, erzählt JAGDPARTIE im Western-Look von der Jagd auf einen Schwarzen.

JAMAL (Ibrahim Shaddad, Sudanese Film Group, Sudan 1981, ohne Dialog, 14 min) berichtet aus dem Leben eines Kamels, dessen Großteil sich in einem düsteren, kleinen Raum – einer Sesammühle – abspielt.

AL HABIL (Ibrahim Shaddad, Sudanese Film Group, Sudan 1985, ohne Dialog, 32 min) dokumentiert den Weg zweier blinder Männer in Begleitung eines Esels durch die Wüste. Verbunden durch ein Seil, wird der Weg mal von den beiden vorgegeben, mal leitet der Esel sie durch die Wüste.

BERLIN-TRILOGIE TEIL 1: BILDNIS EINER TRINKERIN (Ulrike Ottinger, BRD 1979, OmE, 107 min) Psychogramm zweier ungewöhnlicher, aber auch extrem unterschiedlicher Frauen. Die eine, reich, exzentrisch, ihre Gefühle starr und maskenhaft verbergend, trinkt sich bewusst zu Tode, die andere, arm mit festen Plätzen, einschlägiger Erfahrung mit Trinkgeldbeschaffung, trinkt sich unbewusster zu Tode. Sachverständig kommentieren die drei Damen „soziale Fragen“, „gesunder Menschenverstand“, „exakte Statistik“, die die Rolle von Schicksalsgöttinnen in einer verwalteten, technologisierten, genormten, von Massenmedien geprägten Welt spielen. Hintergrund ist Berlin, erschlossen in einer grotesken Sightseeingtour (Trinkergeographie) und ergänzt durch authentische Beiträge von Menschen, die hier leben oder zu Gast sind: Rocksänger*innen, Schriftsteller*innen, Künstler*innen, Taxifahrer*innen.

AKHER AYAM EL MADINA (In The Last Days of the City, Tamer El Said, Ägypten 2015, OmU, 118 min) Downtown Kairo ist ein Organismus, der im Winter 2009/10 noch zu leben scheint, aber selbst jenen immer fremder wird, die dort geboren sind. Khalid ist auf Wohnungssuche. Er ist Filmemacher. Seine Bilder sieht er immer wieder an, als warte er darauf, dass sie einen Sinn ergeben. Die Geschichten seiner Protagonist*innen scheinen von irgendwoher aus seinem Inneren zu stammen, in der Außenwelt sucht er nach Anknüpfungspunkten. Je mehr er sucht, desto mehr scheinen sie zu verschwinden, nicht abrupt, sondern in Momenten voller Zartheit verabschiedet er sich von seiner Freundin, die ihn verlässt, von seiner kranken Mutter, von Freunden, die zur Premiere ihrer Filme wieder in der Stadt waren. Für sie alle stellt Kairo einen Fixpunkt dar. Als sie beschließen, Khalid Videomaterial aus ihren Städten zu schicken, geht es weniger darum, ihm bei seinem Film zu helfen, als dadurch die Verbindung zu etwas aufrechtzuerhalten, was sie noch mit Kairo verbindet, wohl wissend, dass es bereits ein Phantasma ist. Ein fast geräuschloser Film, in dem die Geschichte die Zeit überholt.

Unser Dank geht diese Woche an die Filmemacher*innen Arne Hector & Minze Tummescheit, Sandra Schäfer & Elfe Brandenburger, Annika Larsson, Agnieszka Brzezanska, Assaf Gruber, Juliane Zelwies, Hila Peleg, Jörg Heitmann & Bettina Ellerkamp, Emily Jacir, Caitlin Berrigan, Lana Gogoberidse, Ibrahim Shaddad & The Sudanese Film Group und Ulrike Ottinger.

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