OTTO E MEZZO (Achteinhalb, I/F 1963, 19.1., Einführung: Gerhard Midding & 26.1.) Fellinis Meisterwerk, ein Film über das Filmemachen und die Produktion von Bildern. Der Titel bezieht sich auf die Zahl von Fellinis bisher entstandenen Filmen und markiert einen Höhe- und Wendepunkt in seinem Schaffen. Er erzählt die Geschichte des Regisseurs Guido Anselmi (Marcello Mastroianni), der einen Film drehen möchte, aber nicht weiß, worüber. Er zieht sich in ein Thermalbad zurück, erinnert sich seiner verdrängten Komplexe und verlorenen Kindheitsträume, reflektiert über die Absurditäten seiner Branche, sein Verhältnis zur Kunst und zum weiblichen Geschlecht, schließlich grundsätzlich über den Sinn des Lebens. „OTTO E MEZZO war eine Art psychoanalytische Sitzung, ich könnte es fast eine Autopsychoanalyse nennen, denn Guido war das Bildnis eines Mannes meiner Generation – eines sensiblen, intelligenten Mannes, der Typ eines sehr bezeichnenden Antihelden. Er war der Prototyp der Generation der damals 40-Jährigen, in all ihrer Schwachheit und Orientierungslosigkeit – eine Generation eines Menschentyps, der heute nicht mehr nützlich ist, denn heutzutage braucht man Menschen, die genau wissen, was sie wollen.“
LA DOLCE VITA (Das süße Leben, I/F 1960, 21. & 31.1.) Der Film schildert sieben Tage und sieben Nächte aus dem Leben des Journalisten Marcello Rubini (Marcello Mastroianni), der gern ein ernsthafter Schriftsteller wäre, sein Geld aber bei einem Boulevardblatt verdient. Die episodenhaft erzählten Ereignisse – der Suizidversuch seiner Verlobten, seine Begegnung mit einem amerikanischen Filmstar (Anita Ekberg), ein offenkundig unechtes Wunder, eine Nacht mit der Millionärstochter Maddalena (Anouk Aimée), der Besuch seines Vaters, Jetset-Partys, der Freitod eines Freundes – zeugen von einem erlebnisreichen, aber auch beziehungsarmen Leben in den mondänen Gesellschaftskreisen Roms. Der Film wurde zum Skandalerfolg. Konservative Abgeordnete forderten im römischen Parlament ein Verbot und die Vatikanzeitung warnte alle Gläubigen vor dem Kinobesuch. „La dolce vita“ galt auch im Ausland bald als Synonym für das Treiben der High Society und der Begriff „Paparazzo“ – so der Name eines Fotoreporters im Film – fand Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch. Die Rolle als Alter Ego Federico Fellinis („Es ist eine Autobiografie. Marcello bin ich, vom Scheitel bis zur Sohle“) machte Marcello Mastroianni weltberühmt.
GINGER E FRED (Ginger und Fred, I/F/BRD 1986, 23. & 29.1.) Amelia (Giulietta Masina), eine gealterte Tänzerin, und ihr ehemaliger Partner Pippo (Marcello Mastroianni) sehen sich nach 30 Jahren im Rahmen einer weihnachtlichen Sondersendung des italienischen Fernsehens wieder, um noch einmal ihre Stepptanz-Imitation des Paars Ginger Rogers und Fred Astaire darzubieten. GINGER E FRED ist sowohl nostalgischer Abgesang auf eine vergangene Zeit als auch beißende Satire auf die Auswüchse der Fernsehunterhaltung, in der sich Amelia und Pippo in einer absurden Reihe von Privatfernsehnummern wiederfinden: ein Hersteller essbarer Damenslips, eine Frau, die behauptet, einen Außerirdischen als Geliebten zu haben, ein ehemaliger Priester, der in der Sendung seine Verlobte küssen wird, 24 tanzende Liliputaner und eine Hausfrau, die von der traumatischen Erfahrung eines Monats ohne Fernsehen berichtet.
INTERVISTA (Italien 1987, 25.1.) Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Cinecittà realisierte Federico Fellini eine Hommage an die römische Filmstadt, in der er einen Film im Film dreht und dabei von einem japanischen Fernsehteam beobachtet wird. Mit einer Poesie, die immer wieder ins Surreale umschlägt, gewährt Fellini Einblicke in die Turbulenzen und das Chaos des Filmemachens und bringt all seine langjährigen Mitarbeiter in ihren jeweiligen Funktionen vor die Kamera: Danilo Donati, den Ausstatter, Tonino Delli Colli, den Kameramann, Maurizio Mein, den lebenslangen Regieassistenten, Pietro Notarianni, den Produzenten. Und fast 30 Jahre nach LA DOLCE VITA bringt er auch noch einmal Marcello Mastroianni und Anita Ekberg zusammen.
LA CITTÀ DELLE DONNE (Die Stadt der Frauen, I/F 1980, 30.1.) „Planet Fellini im Kosmos des Weiblichen. Nicht nur eine der flamboyantesten, auch eine der ehrlichsten Unternehmungen des Regisseurs, der sich als Tourist aus der Provinz im Mysterium des Daseins versteht. Ein Film, ein Traum. Mit verwirrtem, ratlos aufrechterhaltenem Lächeln stolpert Snaporaz (Marcello Mastroianni), Fellinis Alter Ego, durch den vormaligen Garten der Lüste, dessen Bewohnerinnen ihn nunmehr verunsichern, bedrohen, verhöhnen, übersehen, spöttisch fixieren, kühl oder kombattant auf die Anklagebank weisen. Unentwegt Farbe und Stimmung wechselnd, gleitet der Film somnambul von einer Traumhöhle in die nächste, um, schwankend zwischen Irritation und Verlockung, ruhelos jene Bilder zu beschwören (und zu zerstören), mit denen das männliche Abendland das Weibliche zu bannen versucht – Soubrette, Amazone, Feministin, Madonna, Mama, Hure, Enigma, Todesgöttin. In all den filmischen Versionen dieser Vorstellung eine Anthologie der Bilder und des Sich-Bilder-Machens.“ (Harry Tomicek) (hjf)
Mit freundlicher Unterstützung des Istituto Italiano di Cultura di Berlino.