Momente des Wandels, der Umbrüche und Krisen in der Filmgeschichte stehen im Mittelpunkt der Magical History Tour im April. Dabei präsentieren wir sowohl Beispiele, die unmittelbar auf technische, ökonomische, soziale oder politische Veränderungen Bezug nehmen bzw. davon beeinflusst sind (wie z.B. den frühen Tonfilm
SOUS LES TOITS DE PARIS) als auch Filme, in denen besondere Zäsuren erst mit Verzögerung ihr Echo finden (
THERE IS A STRONG WIND IN BEIJING). Offensichtliche filmische Spiegelungen einschneidender Ereignisse (
GERMANIA ANNO ZERO) stehen neben Werken, deren Reflexion vergangener Krisen sich erst auf den zweiten Blick offenbart, wie in Fritz Langs
DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE, den wir anlässlich der Präsentation des Buches Filmgeschichte als Krisengeschichte von Michael Wedel zeigen. Die Filmgeschichte an ihren Schnittstellen und Epochenschwellen zu betrachten, lädt einmal mehr dazu ein, die Geschichte des Films nicht in einer kontinuierlichen, einem vermeintlichen "Fortschrittsgedanken" verpflichteten Entwicklung zu sehen, sondern als vielfältig lesbares Netz von Diskontinuitäten und Verwerfungen, eingebunden in ein kulturelles Spannungsfeld unterschiedlicher Einflüsse.
SOUS LES TOITS DE PARIS (Unter den Dächern von Paris, René Clair, F 1930, 1. & 3.4.) Wie viele Regisseure der späten 1920er Jahre sah auch René Clair den damals aufkommenden Tonfilm als drohende Gefahr und die Tonfilmtechnik als Auslöser einer Krise, wenn nicht des Endes der Filmkunst. Trotz seiner anfänglichen Vorbehalte schaffte er mit seinem Film über den Alltag der "kleinen Leute" in Paris ein großartiges "Ton-Gemälde", in dem er Ton und Bild in kontrapunktische Beziehung setzte. Chansons und Geräusche lehnen sich gegen jeden vordergründigen Realismus auf, wie der Straßensänger Albert gegen seinen Freund Louis, der versucht, ihm seine Freundin, die schöne Pola, auszuspannen.