Im Rahmen der Ausstellung "Ingmar Bergman. Von Lüge und Wahrheit", einem Projekt der Deutschen Kinemathek, findet am 29. April ein Symposium in Kooperation mit dem Einstein Forum, Potsdam statt. Dem Ausstellungstitel folgend, soll aus verschiedenen Perspektiven das Spannungsfeld zwischen Lüge und Wahrheit in Bergmans filmischem Werk vermessen werden. Stets hat der Autor Ingmar Bergman intensiv aus seinem Leben, aus seiner Kindheits- und Familiengeschichte und besonders aus seinen eigenen beruflichen und privaten Beziehungserfahrungen geschöpft und sie mehr oder minder verschlüsselt in seinen Filmstoffen verwandt. Er bietet damit einerseits Deutungsmöglichkeiten, treibt aber auch sein Spiel mit dem interessierten Zuschauer. Wie der kleine Alexander in Fanny och Alexander (1982), der sehr zum Missfallen seines Stiefvaters, einem strengen protestantischen Bischof, mit seiner überreichen Fantasie die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit verwischt, so erschafft auch Bergman aus seinem persönlichen Bilderuniversum künstlerische Spiegelungen zwischen Traum und Wirklichkeit. Dabei ist Alexander, wie die Hauptpersonen beinahe aller Bergman-Filme, ein Alter ego Bergmans. In seiner Autobiografie Laterna Magica. Mein Leben schreibt der Regisseur, der immer vorgab, unter seinem strengen Vater, einem protestantischen Pfarrer, gelitten zu haben: "Ich glaube, ich kam noch am besten davon, weil ich mich zum Lügner ausbildete. Ich schuf eine äußere Person, die mit meinem wirklichen Ich sehr wenig zu tun hatte. Da ich Maske und Ich nicht auseinander halten konnte, hatten diese Schäden noch Konsequenzen, als ich längst erwachsen war, und sie beeinträchtigten auch meine Kreativität. Manchmal musste ich mich damit trösten, dass der, der in der Lüge gelebt hat, die Wahrheit liebt."
Filmvermittlungsprogramm für Schüler: Was ist Kino?
Der monatliche jour fixe unseres Filmvermittlungsprogramms "Was ist Kino?" ist bereits zu einem festen Termin im Programm des Arsenals geworden und geht im April in seine fünfte Ausgabe. Am traditionellen ersten Freitag im Monat, der auf den 1.4. fällt, laden wir Berliner Schülerinnen und Schüler in zwei nach Klassenstufen unterteilten Programmen ein, der Frage nachzugehen, die unserem Filmvermittlungsprogramm den Namen gegeben hat: Was ist Kino? Anhaltspunkte gibt dabei ein Programm mit experimentellen Kurzfilmen aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern, die das Kino in seine Bestandteile zerlegen und sichtbar machen, was Film, was Kino ist bzw. sein kann. Programm 1 beginnt um 9.30 Uhr und richtet sich an Schüler der Klassen 1 bis 6; Programm 2 für Schüler der 10. Klasse oder der Oberstufe startet um 12 Uhr. Weitere Informationen und – wie immer – telefonische Anmeldung unter (030) 269 55 131.
Neuzugänge aus Forum Expanded 2011 im Verleih
13 Experimentalfilme aus dem Programm des diesjährigen Forum Expanded sind ab sofort im Verleih von arsenal distribution erhältlich: BLIND von Annika Larsson, (Deutschland/Schweden 2010, 20’), CARRYING PICTURES von Tom Holert (Deutschland 2010, 10’); CET HOMME von Markus Ruff (Deutschland 2011, 45’), DAS SCLAFENDE MÄDCHEN von Rainer Kirberg (Deutschland 2010, 114’), FÜHRUNG von René Frölke (Deutschland 2010, 37’), INTO THIN AIR von Mohammadreza Farzad (Iran 2010, 26’), MINOR von Patty Chang (USA 2010, 25’), NATIONAL MOTIVES von Raphaël Grisey (Frankreich/Ungarn 2010, 28’), PARALLEL WORLDS von Harald Thys und Jos de Gruyter (Belgien 2010, 26’), PAROLE À LA FEMME von Eléonore de Montesquiou (Estland 2010, 8’), PIGS von Pawel Wojtasik (USA 2007-2010, 7’), THE STORY OF MILK & HONEY von Basma Alshrif (Libanon 2010, 10’) und SURFACE NOISE von Tim Blue, David Phillips und Paul Rowley (Deutschland 2010, 7’).
Ermäßigung für die Mitglieder des Bundesverband kommunale Filmarbeit (BkF)
Auf Ausleihen aus arsenal distribution und arsenal kollektion erhalten die Mitglieder des BfK bei Festpreisrechnungen 10% Rabatt auf die Filmmiete, bei der prozentualen Abrechnung 10% Rabatt auf die Mindestgarantie.
Klassiker nicht nur für Kinder
EMIL UND DIE DETEKTIVE (Gerhard Lamprecht, D 1931): Zwei Jahre nach Einführung des Tonfilms lässt Lamprecht diese erste Verfilmung des berühmten Kinderbuchs von Erich Kästner mit einem Augenzwinkern als Stummfilm beginnen: Dramaturgie, Bildgestaltung und Darstellungsweise lassen an vergangene Zeiten und Praxen vor dem medialen Wandel denken, bis kurz nach dem warnenden Kinderpfiff mitten in der geräuschvollen Kinderwelt die Handlung des Films einsetzt. Auf der Zugfahrt nach Berlin werden Emil 140 Mark gestohlen, die er seiner Großmutter in Berlin überbringen sollte. Auf dem Bahnhof Zoo bemerkt er den Diebstahl und heftet sich gemeinsam mit einer Gruppe Berliner Kinder an die Fersen des Diebs (Fritz Rasp). Eine spannende Verfolgungsjagd durch das in gleißendes Sommerlicht getauchte Berlin beginnt, durch eine Stadt der Kinder, für die die Welt der Erwachsenen zeitweise einem großen Abenteuerspielplatz gleicht. (3., 10., 17., 24.4.; ab 6 Jahre)
Auftragswerke des Festivals LIVE FILM! JACK SMITH!
Vom 28. Oktober bis 1. November 2009 präsentierte das Arsenal gemeinsam mit dem HAU / Hebbel am Ufer das Festival "LIVE FILM! JACK SMITH! Five Flaming Days in a Rented World". Dieses Festival, kuratiert von Stefanie Schulte Strathaus, Marc Siegel und Susanne Sachsse, widmete sich gemeinsam mit 50 internationalen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen dem Pionier des US-amerikanischen Underground und der queeren Ikone, Jack Smith. Mit Performances, Filmen, Videos, Diashows, Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Diskussionen eröffnete "LIVE FILM!" nicht nur unterschiedliche Perspektiven auf das Gender- und Genregrenzen sprengende Werk Jack Smiths, Andy Warhols und anderer Avantgardisten der 1960er Jahre, sondern inszeniert Smiths Werk auch im Austausch mit neuen Arbeiten einer Vielzahl internationaler zeitgenössischer KünstlerInnen.
Die im Rahmen dieses Festivals vom Arsenal Institut in Auftrag gegebenen Videos und Filme sind ab sofort im Verleih von arsenal distribution erhältlich.
Buchpräsentation Filmgeschichte als Krisengeschichte – Schnitte und Spuren durch den deutschen Film
Filmgeschichte im Zeichen einer "Krisenhistoriografie" von ihren Grenzphänomenen und Übergangserscheinungen her zu erkunden und zu untersuchen, wie Filme ihre historische Bedingtheit ästhetisch verhandeln, das sind zwei Grundgedanken in Michael Wedels soeben im Transcript-Verlag erschienenen Buch Filmgeschichte als Krisengeschichte – Schnitte und Spuren durch den deutschen Film, das wir zu Beginn des Monats präsentieren. Mit besonderem Interesse für historische Ungleichzeitigkeiten und ästhetische Verwerfungen bieten die 14 Kapitel des Buches eine Geschichte des deutschen Films in Brüchen und Übergängen, Situationen und Konstellationen. Anlässlich der Buchpräsentation und in Verbindung mit der Magical History Tour, die sich im April in Anlehnung an das Buch Zäsuren der Filmgeschichte widmet, läuft Fritz Langs letzte Regiearbeit DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE (1960), der die Spuren der Vergangenheit auf hintergründige Weise eingeschrieben sind. (2.4.)
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Im April setzt die DEFA-Stiftung ihre monatliche Filmreihe im Kino Arsenal mit zwei Filmen von Peter Pewas aus dem Programm "Brüche und Kontinuitäten" fort. Die gemeinsam mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung konzipierte Reihe widmet sich neun Regisseuren, die vor 1945 in der UFA und nach 1945 bei der DEFA tätig waren. Der düster-poetische Liebesfilm DER VERZAUBERTE TAG (D 1944) erzählt die Geschichte der Blumenhändlerinnen Christine und Anni, die sich beide nach einer erfüllten Liebe sehnen. Der Film wurde nach mehrfacher Vorlage bei der Zensur im Jahr 1944 bis Kriegsende nicht freigegeben und erst 1951 aufgeführt. Im Trümmerfilm STRASSENBEKANNTSCHAFT (SBZ (DDR) 1948) verliert sich die junge Erika auf der Suche nach Luxus im Nachtleben der Großstadt – mit riskanten Folgen. Das Moralstück will über die Gefahren von Werteverfall und Geschlechtskrankheiten aufklären. (4.4.)
Telémachos Alexiou
Wir präsentieren als Weltpremieren zwei Langfilme des jungen griechischen Regisseurs Telémachos Alexiou. Sein Debüt THE LOGIC OF THE CAT (G/D 2009) ist ein Film über Themos, seinen Liebeskummer, seinen dahintreibenden Alltag, seine Freunde, ihren politischen Aktivismus. Es ist auch ein Film über Athen und die sich anbahnenden Unruhen im Sommer 2008. In VENUS IN THE GARDEN (G/D 2011) verlieren sich die beiden Stricher Nikos und Alain und ihre Zuhälterin Monica in einer verwickelten Beziehung. Ist es ein Rollenspiel, das aus der Langeweile eines Sommers hervorging, oder haben die drei Jean Genet gelesen? Im Vorprogramm laufen zwei kurze Arbeiten: THE DREAM OF NORMA (D 2010), der beim Forum Expanded der Berlinale zu sehen war, ein tänzerisches Duell zwischen der von Drag-Superstar Vaginal Davis verkörperten Norma und ihrem Schatten, und die melancholische Fake-Doku AN INTERVIEW WITH AN ARTIST (D 2010). (11.4., in Anwesenheit von Telémachos Alexiou)
FilmDokument
Ein zentrales Versprechen der Regierung unter Adolf Hitler war es, die Massenarbeitslosigkeit zu überwinden. NS-Propagandafilme sollten dabei um Unterstützung werben, vor allem aber Erfolge ausweisen: AUS DER TIEFE EMPOR (1934) feiert den Aufschwung durch verschiedenste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. KAMPF UM BROT (1936) huldigt dem Arbeitsdienst bei der Bodengewinnung. ARBEIT UND WEHR (1936) lobt Arbeitsbeschaffung und Aufrüstung, ohne sie miteinander in Verbindung zu bringen. In EINER VON VIELEN (1936) schließlich bringt die Arbeitsbeschaffungslotterie nicht nur Beschäftigung, sondern beschert den kleinen Leuten auch das große Glück. (Detlev Humann)
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek. (18.4.)