Den vielfältigen Verbindungen zwischen Film und Theater gehen wir diesen Monat in unserer Filmgeschichtsreihe nach. Seit Beginn oszillierte das Verhältnis zwischen Film und Theater zwischen Abgrenzung – und damit Bekräftigung einer eigenen Ästhetik – und Inspiration und Annäherung. Das frühe Kino befand sich in einer (auch ökonomischen) Konkurrenz zum traditionellen Medium des Theaters. Obwohl das Theater die erste ästhetische Referenz des Films bildete, löste sich dieser bald davon, um eine dem Film eigene Form und Bildsprache zu finden. Auch wenn sich der Film längst vom Theater emanzipiert hat, bezieht er sich doch immer weiter darauf – sei es im Aufgreifen von Motiven, in der Arbeitsweise oder im Rückgriff auf erprobte Formen. An Faszination hat das Theater für den Film bis heute nicht verloren. In dieser Filmreihe soll der Theaterbegriff erweitert werden und alle Formen von Theatralität, Inszenierung und Rollenspielen beinhalten. Viele der Filme verhandeln die vielfältigen Verbindungen zwischen Leben und Theater, zwischen Spiel und Realität und davon, wie diese Grenzbereiche überschritten werden.
Kinostart für "Winter's Bone"
Debra Graniks vielfach ausgezeichneter und oscarnominierter Film Winter's Bone, der 2010 im Forum lief, ist ab kommendem Donnerstag bundesweit in Kinos zu sehen.
Berliner Premiere: 45 m²
In Kooperation mit der Griechischen Kulturstiftung präsentieren wir die Berliner Premiere von 45 m² (Griechenland 2010) in Anwesenheit des Filmemachers Stratos Tzitzis. "Wer aufgibt, hat schon verloren." Christina ist eine Kämpferin. Sie will sich nicht abfinden mit ihrer Situation: Als Verkäuferin in einem noblen Athener Stadtteil verdient sie nur den Mindestlohn und wohnt deshalb immer noch bei ihrer Mutter. Trotz Geldnot mietet sie sich eine eigene kleine Wohnung in einem Migrantenviertel, um herauszufinden, was sie vom Leben will. Sie trennt sich von alten Gewohnheiten, kann mit ihren Freunden nichts mehr anfangen und packt die Kartons des früheren Mieters aus. Darin findet sie die Unterstützung, die sie braucht. Entlang der Koordinaten arm oder reich, griechisch oder ausländisch, käuflich oder integer schildert 45 m² sowohl den Versuch einer individuellen Befreiung als auch die aktuelle Situation im Griechenland der Finanzkrise. (3.3.)
Die DEFA-Stiftung präsentiert
In ihrer monatlichen Filmreihe widmet sich die DEFA-Stiftung der Schauspielerin Jutta Hoffmann sowie dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, die beide im März einen runden Geburtstag feiern. DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ (DDR 1973, Konrad Wolf, zu Gast: Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase im Gespräch mit Ralf Schenk) erzählt die Geschichte vom Bildhauer Kemmel, der mit seinen eigensinnigen Arbeiten nicht überzeugt. Erst in der Konfrontation mit Kemmels Werk entwickeln dessen Mitbürger Verständnis für den Künstler und sein Schaffen. Ein Film über die Kunst und das Auge des Betrachters. Im Anschluss sehen wir Jutta Hoffmann in dem Verbotsfilm KARLA (DDR 1965, Herrmann Zschoche). Karla ist eine ambitionierte Lehrerin, die das eigenständige Denken ihrer Schüler fördern will. Mit ihren Idealen stößt Karla jedoch auf unsichtbare Mauern. (7.3.)
Filmvermittlungsprogramm für Schüler: Was ist Kino?
Im März nehmen wir den jour fixe unseres Filmvermittlungsprogramms für SchülerInnen und LehrerInnen "Was ist Kino?" wieder auf und laden – wie gewohnt am 1. Freitag des Monats, vormittags ab 10 Uhr – Berliner SchülerInnen der 10. Klasse oder der Oberstufe zu einem Ateliergespräch mit der Filmemacherin Maria Mohr ein. Unter der Überschrift "Lebensabdrücke" gibt sie im Dialog mit Stefanie Schlüter und anhand von Filmausschnitten Einblicke in ihre Arbeit, die besonders dem autobiografischen Filmschaffen gewidmet ist – ihr Motto: "Meine Familie, mein Material". Telefonische Anmeldung (030-269 55 131) unbedingt erforderlich. (4.3.) Zur Erinnerung: die Programme der letzten jour fixe – Wie kommt Farbe in den Film? Techniken und Wirkung von Farbe im Film: Von frühen handcolorierten Filmen zum Farbfilm, Berliner Schule im Kino und Autobiografischer Film können auf Anfrage vormittags im Arsenal wiederholt werden. Weitere Informationen unter www.filmvermittlung.de oder telefonisch.
Preview: "Bruder Schwester"
BRUDER SCHWESTER (D 2010), das Langfilmdebüt von Maria Mohr, widmet sich dokumentarisch-experimentell zwei Bruder-Schwester-Paaren: es sind die Filmemacherin selbst und ihr jung verstorbener Bruder Matthias – ferner ihre Tante, die Nonne Schwester Ingrid, und der ebenfalls jung verstorbene spanische Mönch Bruder Rafael. Auf den Spuren dieses Mystikers folgt der Film der Ordensschwester auf ihren Reisen als gefragte Rafael-Expertin durch spanische Klöster und Landschaften bis zu dessen Heiligsprechung in Rom. Doch die Reise führt auch zu den Erinnerungen der Filmemacherin an ihren Bruder. Faktisches und Spirituelles, Familiäres und Philosophisches gleichermaßen einbeziehend, unternimmt Maria Mohr eine ungewöhnliche Annäherung an Definitionen und Formen von Glauben, Liebe und Freiheit. Ob gläubig oder nicht: Finden wir denn, was wir suchen? In einer Preview zwei Wochen vor dem Kinostart zeigen wir BRUDER SCHWESTER in Anwesenheit von Maria Mohr. (9.3.)
In conversation: P. Adams Sitney and Ulrich Gregor
P. Adams Sitney ist zur Zeit auf Einladung der American Academy in Berlin. Der Experte für den europäischen und amerikanischen Avantgardefilm veröffentlichte 1974 sein legendäres Buch Visionary Film. Er war Mitbegründer des Anthology Film Archives und im Auswahlkomitee der 1970 ins Leben gerufenen Sammlung Essential Cinema. Mit ihm spricht Ulrich Gregor, Filmhistoriker und Mitbegründer der Freunde der Deutschen Kinemathek (heute Arsenal). Die beiden werden Kurzfilme präsentieren und dabei über die Gründerjahre zweier einflussreicher Filminstitutionen in New York und Berlin diskutieren, die sich beide dem unabhängigen Kino verschrieben haben. (14.3.)
FilmDokument
Obwohl sich bei der Volksabstimmung 1921 die Bevölkerungsmehrheit für einen Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland ausgesprochen hatte, wurde der industrialisierte Ostteil Polen zugesprochen. Um dieses Schicksal breiten Bevölkerungsschichten wieder in Erinnerung zu rufen, entstand auf behördliche Initiative der revisionistische Kultur- und Propagandafilm LAND UNTERM KREUZ (Ulrich Kayser, D 1927). Geschildert werden darin die historische Entwicklung Oberschlesiens sowie die Konsequenzen des Versailler Vertrags und der Volksabstimmung für die deutsche Bevölkerung als ein Drama von Heimatverlust und Vertreibung. Nachdem LAND UNTERM KREUZ zunächst verboten worden war, erlebte der Film am „Abstimmungsgedenktag“ 1927 seine Premiere im oberschlesischen Gleiwitz und führte zu massiven Verstimmungen in den deutsch-polnischen Beziehungen. (Brigitte Braun)
150 Jahre italienische Einheit: IL GATTOPARDO
IL GATTOPARDO (Der Leopard, Luchino Visconti, F/I 1963, 23.3., Einführung: Meike Albath) 1860 erobert Giuseppe Garibaldi Sizilien und bedroht die Macht der Aristokratie. Die Zeit des Risorgimento, der Gründung des italienischen Nationalstaats, ist mit dem Niedergang des Adels und dem Aufstieg des Bürgertums verbunden. Don Fabrizio, der Fürst von Salina, weiß, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist, und konstatiert sie mit einer leichten Melancholie und Müdigkeit. Sein Neffe Tancredi nutzt die Gunst der Stunde und heiratet die Tochter eines neureichen Bürgermeisters. Sein Leitspruch ist, dass sich alles verändern muss, wenn alles so bleiben soll, wie es ist. Die epische Verfilmung des gleichnamigen Romans von Giuseppe Tomasi di Lampedusa inszenierte Visconti als ein rauschendes Fest der Sinne, das in einer 40-minütigen Ballszene kulminiert.
Im Dschungel
Im Rahmen der Filmreihe zur Kinderausstellung "Im Dschungel" (4. Stock im Filmhaus) präsentiert die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen als Abschluss der Dschungelreihe den Janosch-Klassiker OH, WIE SCHÖN IST PANAMA (Martin Otevrel, D 2006). (27.3.)