Licht ist nichts weniger als die Grundlage des Kinos. Die Lichtgebung und Lichtführung beim Filmemachen geht dabei weit über den technischen Aspekt hinaus. Licht ist ein grundlegendes Thema des Kinos in dramaturgischer, narrativer und inszenatorischer Hinsicht. Vermittels heller Ausleuchtung einerseits und minimaler Beleuchtung andererseits, durch Schatten und das Spiel zwischen Hell und Dunkel werden Geschichten, Stimmungen, Emotionen ohne Worte erzählt.
1927 debütierte F. W. Murnau in Hollywood mit dem visuell meisterhaft erzählten SUNRISE (1. & 7.2., am Klavier: Eunice Martins). Eine mondäne Stadtschönheit verführt einen jungen Dorfbewohner und überredet ihn, seine Frau zu töten, um fortan ungestört mit ihm zusammen sein zu können. Liebestrunken willigt er ein, seine Frau auf einer Bootsfahrt zu ertränken, kommt jedoch im letzten Moment wieder zu sich. In einer Gefühlsaufwallung fährt das wieder verliebte Paar in die nah gelegene Stadt. Glücklich und ausgelassen erleben sie die Möglichkeiten der von der Elektrizität hell erleuchten Stadt, geben sich den Vergnügungen von eleganten Cafés, vornehmen Friseursalons und Ballsälen hin. Traumgleich gehen Realität und Visionen übergangslos ineinander über. Der Höhepunkt dieser magisch fließenden Inszenierung ist ein nahtloser Übergang von der Stadt zum Land.