Im Januar beschließen wir die Retrospektive der Filme von Michelangelo Antonioni mit einigen Wiederholungen, seinen letzten beiden abendfüllenden Filmen (darunter die Zusammenarbeit mit Wim Wenders) und einem erst 2008 fertiggestellten Dokumentarfilm über Antonionis vierstündigen Chinafilm:
CHINA IS FAR AWAY – ANTONIONI AND CHINA.
ZABRISKIE POINT (USA 1970, 1.1.) Der Blick eines Außenstehenden auf ein Amerika zwischen Studentenunruhen und dem Mythos eines Wunderlandes der unbegrenzten Möglichkeiten. Antonionis erste und einzige amerikanische Produktion wird für MGM zum Studio-Alptraum und Rezeptionsdesaster. Die Flucht eines junges Paares durch den Südwesten der USA und die zivilisationsferne Wüstenlandschaft des Death Valley endet in Tod und Zerstörung. Atemberaubend das apokalyptische Finale zur Musik von Pink Floyd, in dem Antonioni eine Luxusvilla in Zeitlupe zerbersten lässt.
IDENTIFICAZIONE DI UNA DONNA (Identifikation einer Frau, I/F 1982, 2. & 4.1.), Antonionis letzte alleinige Regiearbeit, gleicht einer lakonischen Re-Vision seiner früheren Filme, deren Motive und Themen er aufgreift und zum Teil ins Komisch-absurde verschiebt. Auf der Suche nach der idealen weiblichen Hauptdarstellerin beginnt der Regisseur Niccolò Affären mit zwei Frauen. Beide Beziehungen scheitern an Niccolòs Unfähigkeit, sich auf ein Gegenüber einzulassen. Stattdessen verliert er sich im Labyrinth des Universums, das zu verstehen er sich zum Ziel setzt. Seinen Traum von der Eroberung der Sonne visualisiert Antonioni mit einer flammend zerstörerischen, orangefarbenen Leinwand und einer Kinderstimme, die fragt: "Und dann?"