Der thailändische Filmemacher Apichatpong Weerasethakul (geb. 1970) ist einer der herausragenden und eigenwilligsten Vertreter des internationalen Autorenkinos der Gegenwart. Seine einzigartigen Filme entziehen sich herkömmlichen Kategorien: nicht eindeutig der Fiktion oder dem Dokumentarischen zuzuordnen, halten sie sich nicht an erzählerische Plausibilität und narrative Logik, sondern arbeiten bewusst non-linear, mit Leerstellen und Momenten der Irritation: Oft sind sie zweigeteilt, wobei das Verhältnis beider Teile meist undurchsichtig bleibt; Credits oder Vorspann laufen bisweilen mitten im Film; es gibt Zwischentitel, sprachbegabte Tiere oder plötzlich ein schwarzes Loch im Bild. Diese traumwandlerische Freiheit des Erzählens führt dazu, dass Weerasethakuls Filme eine faszinierende hypnotische Wirkung und große imaginäre Kraft entwickeln. Neben der dokumentarischen Basis seiner Ästhetik und der Arbeit mit Laien ist für Weerasethakuls Werk das Interesse an der thailändischen Oral History charakteristisch sowie der Rückgriff auf bestehende populäre Formate (Soap Operas, Sagen, Hörspiele, Comics, alte Filme), um diese in seinen Filmen neu zu kontextualisieren. Zentral für seine Arbeit ist der Topos des Dschungels, Ort einer anderen Intensität, einer anderen Bewusstseinsstufe, Ort einer Utopie oder auch eines mythischen Reichs, das der Ordnung der Realität entgegengesetzt ist. Seine Imaginationen beruhen auf Mythen und Erinnerungen, haben bisweilen aber durchaus politische Konturen, denn das Reale ist bei ihm für das Übernatürliche durchlässig (und umgekehrt).