Ulrike Ottinger - Ausstellung und Retrospektive (3)
Durch ein aufwendig bemaltes Eingangsportal, das im Film DORIAN GRAY IM SPIEGEL DER BOULEVARDPRESSE (1984) in verschiedene Landschaften gestellt ist, betritt man am 2.12. zum letzten Mal die Räume der Ausstellung. Nachdem wir am 1.12. das Programm DIE BETÖRUNG DER BLAUEN MATROSEN (1975) und ESTER (2002) aus dem Novemberprogramm wiederholen, zeigen wir am gleichen Tag auch noch einmal DORIAN GRAY, in dem Vera von Lehndorff (Veruschka) mit soviel Aura und Eleganz mit der Figur des Dorian Gray verschmilzt, wie es niemandem sonst hätte gelingen können. Wir freuen uns sehr, Veruschka zur Vorführung im Arsenal begrüßen zu dürfen.
Vaginal Davis präsentiert: Rising Stars, Falling Stars
"Meine Schwester mein Kind! / Denk dir wie lind / Wär es dorthin zu entweichen!", so die ersten Zeilen des Baudelaire-Gedichtes "L'invitation au voyage" ("Einladung zu einer Reise").
Germaine Dulac, französische Filmemacherin, Filmclubbetreiberin, Autorin und Begründerin der Avantgarde-Zeitschrift "Schémas", nimmt mit ihrem Film L'INVITATION AU VOYAGE (1927) darauf Bezug. "Der Film ist keine Illustration des Gedichts, sondern ein Versuch, die darin evozierte Stimmung ins Kino zu übersetzen. Zentrales Motiv ist die Flucht, die Sehnsucht nach einem anderen, paradiesischen Ort. Dieser Wunsch ist der Subtext, der die minimale Erzählung von Dulac strukturiert: Eine verheiratete Frau bricht aus ihrem unerfüllten Ehealltag aus und sucht ein Abenteuer in einer Bar, wo sie einen jungen Schiffskapitän trifft." (Catherine Silberschmidt).
Die gezeichnete Welt - Film- und Vorlesungsreihe der UdK
D'ANNUNZIOS HÖHLE / D'ANNUNZIO'S CAVE (2005, je 52 Minuten) von Heinz Emigholz, Tondesign von Frank Kruse. Lifestyle als Autobiografie: The Fabulous World of Gabriele d'Annunzio (1863–1938). Er befasste sich 17 Jahre lang mit der Gestaltung des Vittoriale am Gardasee und funktionierte die von ihm konfiszierte Villa des Kunsthistorikers Heinrich Thodes zu seiner eigenen Kultstätte um. Am 24. Juni 2002 fand dort eine kinematografische Jam-Session statt. Irene von Alberti, Elfi Mikesch, Heinz Emigholz und Klaus Wyborny filmten gleichzeitig, aber unabhängig voneinander, die Räume der Villa und erzeugten so das zehnstündige Ausgangsmaterial für den Film. Alle SprecherInnen im Film sind computergenerierte Stimmen. Man beachte den unterschiedlichen emotionalen Ausdruck der deutschen und englischen Computerstimmen. (11.12.)
Russische Filmwoche in Berlin
Zum 3. Mal präsentiert die Russische Filmwoche vom 30.11. – 5.12.2007 ausgewählte Filme des gegenwärtigen russischen Filmschaffens. Aus dem umfangreichen Programm, das vor allem im Russischen Haus und im Kino International zu sehen ist, zeigen wir zwei Filme von Regisseurinnen und verweisen somit auf die starke Präsenz von Frauen in der russischen Filmindustrie.
Neue Wellen, Außenseiterbanden, Solitäre - Die 60er Jahre
Im Rahmen einer Vorlesungsreihe von Thomas Arslan an der UdK Berlin mit dem Titel "Neue Wellen, Außenseiterbanden, Solitäre – Die 60er Jahre" zeigen wir im Dezember Agnès Vardas Film LE BONHEUR (F 1964), im Januar folgen THE COOL WORLD (Shirley Clarke, USA 1964) sowie ECHOES OF SILENCE (Peter Emanuel Goldman, USA 1967) – allesamt Filme, die nur selten auf der großen Leinwand zu sehen sind. Thomas Arslan gibt zu jedem Film eine Einführung.
Tatort-Preview: FETTKILLER
In einer Preview präsentiert das Fernsehmuseum der Deutschen Kinemathek am 8.12. den neuen Ulrike-Folkerts-Tatort FETTKILLER (2007). Unter der Regie von Ute Wieland entwirren die Hauptdarsteller Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe den Mordfall um den Journalisten Harald Strauss, dessen Tod zunächst einen Unfall vermuten lässt. Doch schnell stellt sich heraus, dass Strauss bereits tot war, als sein Wagen von der Straße abkam. Bis zu seinem Tod recherchierte Harald Strauss in einer Pharmafirma, die ein neues Präparat zur Gewichtsreduktion entwickelt. Aber weder die Pharmakologen Dr. Kiel und Dr. Neumann wollen etwas mit seinem Tod zu tun haben, noch weiß angeblich seine Ex-Freundin Kristina etwas über seine Recherchen. Als Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) entdeckt, dass Kristina an einer Testreihe für den Fettkiller Nofamax teilgenommen hat, vermutet sie, dass Kristinas Verfolgungsängste damit zusammenhängen. Oder ist Kristina tatsächlich in Gefahr, weil sie zu viel über das Mittel weiß? Anlässlich der Aufführung erwarten wir Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Annalena Schmidt, Angela Springmann (Schnitt), Cornelia Wiederhold (Kamera) und Ute Wieland. (8.12.) – Eine Veranstaltung des Fernsehmuseums der Deutschen Kinemathek.
Kino Polska
Kino Polska widmet sich im Dezember dem polnischen Jazz-Pianisten und Komponisten Krzysztof Komeda, der im Laufe seiner kurzen Karriere – Komeda starb im Alter von 38 Jahren an den Folgen eines Autounfalls – nicht nur als Jazz-Musiker auf zahlreichen Konzerten in ganz Europa große Erfolge feierte, sondern auch die Filmmusik zu über 60 Filmen schrieb, u.a. für Polanskis Rosemary's Baby. Eine seiner ersten Filmmusiken komponierte er für DO WIDZENIA DO JUTRA (Auf Wiedersehen, bis morgen, Polen 1960) von Janusz Morgenstern, mit dem er auch in späteren Jahren immer wieder zusammenarbeitete. Der Film handelt von einem Danziger Studenten, der sich in die Tochter eines französischen Diplomaten verliebt. Hauptdarsteller und Drehbuchautor in einer Person ist der berühmte polnische Schauspieler Zbigniew Cybulski, der persönliche Erfahrungen in die Geschichte einfließen ließ. Neben dem vermeintlichen Liebespaar spielen auch die Stadt Danzig, die dortige Studentenszene und der Jazz atmosphärisch wichtige Rollen. Komeda schrieb nicht nur die Musik, sondern ist auch als Pianist in einem Jazz-Club zu sehen. (5.12.)
FilmDokument - Text: Wolfgang Thierse
Zwischen 1970 und 1987 wirkte der spätere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse an den Drehbüchern für sieben DEFADokumentarfilme mit und verfasste die Kommentartexte. Damals war Thierse als Assistent an der Sektion Kulturtheorie/Ästhetik der Humboldt-Universität und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften tätig. Auch seine Filme hatten meist mit Wissenschaftlern und Künstlern zu tun: In der asketischen Studie MATHEMATIKER (1970, R: Richard Cohn-Vossen) plädierte er für eine stärkere Rolle der Wissenschaft in der Ökonomie. IM LESESAAL (1972, R: Hans-Eberhard Leupold) stellte das Kernstück der Leipziger Deutschen Bücherei vor. WML – STEIGER ODER MALER (1976, R: Karlheinz Mund) geriet zum schönen Porträt eines Steinkohlekumpels und Laienmalers aus dem Erzgebirge. Und STADTLANDSCHAFTEN (1981, R: Karlheinz Mund) nähert sich den Malern Konrad Knebel, Klaus Magnus und Uwe Pfeiffer, deren Bilder morbide Schönheiten und Hässlichkeiten urbaner Architektur spiegeln. Thierse, der 1976 nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns für einige Zeit ohne feste Anstellung war, fand besonders in den DEFA-Regisseuren Mund und Cohn-Vossen Vertraute. Cohn-Vossen, einer der großen und zu Unrecht fast vergessenen Regisseure des DEFA-Dokumentarfilms, verließ 1977 die DDR und arbeitete im Westen. (R. Schenk) (9.12.)
Ton - Film - Musik 1929 - 1933: Deutsche Tonfilmoperetten
1929, am Übergang vom Stumm- zum Tonfilm, erblickte die deutsche Tonfilmoperette das Licht der Welt. Als Live-Musikbegleitung im Kinosaal überflüssig wurde, triumphierte die Musik, nun gebannt auf die Lichttonspur, in den Kinos. Es wurde gesungen und getanzt; dabei waren, der Bühnenoperette ähnlich, Gesang und Musik in den Fluss der Handlung integriert. Die Geschichten waren frivol und komisch, entführten die von Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise geplagten Zuschauer der frühen 30er Jahre in sorglosere Universen. Allerdings wurde der soziale und historische Hintergrund nicht völlig ausgeblendet, so sangen DIE DREI VON DER TANKSTELLE (Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann) 1930: "Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieher, geh'n Se weg, Sie finden nichts bei mir. … Bald wird uns die Stunde schlagen, wo wir nicht mehr Smoking tragen." Diese Offenheit der Tonfilmoperette für Ironisches und Anzügliches machte sie den Nationalsozialisten verhasst. Zudem waren viele ihrer maßgeblichen Protagonisten jüdischer Abstammung, was dazu führte, dass diese spezielle Form des Musikfilms nach 1933 schnell wieder verschwand und dem NS-Revuefilm Platz machen musste.
FilmClub: ZIRKUS IS NICH
Präsentiert von Radioeins
Für ihren Debütfilm ZIRKUS IS NICH (D 2006) hat Astrid Schult sechs Wochen lang den 8-jährigen Dominik aus Berlin-Hellersdorf mit der Kamera begleitet. Dominik unterstützt seine allein erziehende Mutter bei der Betreuung seiner beiden jüngeren Geschwister, begleitet seine Schwester zur Spielgruppe und zum Zahnarzt und übernimmt weitere häusliche Pflichten. Als ein Zirkus in der Nähe gastiert, möchte er diesen unbedingt besuchen, was er als Achtjähriger aber noch nicht alleine darf. Sein Leben ist zerrissen zwischen der Verantwortung, die er für seine Familie übernimmt und seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen als Kind. ZIRKUS IS NICH zeichnet ein einfühlsames Porträt vor einer Kulisse aus Plattenbauten. Ohne Dominiks Leben zur Schau zu stellen, wird behutsam das Thema Kinderarmut angeschnitten. (15.12., mit anchließender Diskussion mit der Regisseurin)
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