Seit dem 14. 9. widmet sich die Ausstellung der Deutschen Kinemathek "Kino im Kopf. Psychologie und Film seit Sigmund Freud" der Beziehung zwischen Psychologie und Film, den filmischen Darstellungen psychischer Phänomene und den tieferen Zusammenhängen von Film und Psychologie. Beide nutzen Assoziationen, sie analysieren und konstituieren Identitäten. Für beide gilt: Nicht das Rationale, sondern das Unbewusste, die Wünsche und Triebe sind der Motor vieler Geschichten. In einem Film- und Vortragsprogramm, das sich bis Januar erstreckt präsentieren wir ein Programm, das das Verhältnis insbesondere der Psychoanalyse zum Film im Blick hat. Kino wird verstanden als Gegenstand, als Produkt und als Ort der Psychoanalyse.
Jenseits des Museums. Die Kunst der Projektion
Ab dem 29. September ist im Hamburger Bahnhof die Ausstellung "Jenseits des Kinos – Die Kunst der Projektion: Filme, Videos und Installationen von 1963 bis 2005" zu sehen. Anhand von sechs thematischen Kapiteln – wie beispielsweise "Trugbilder", "Körperansichten" oder "Fundus Kino" – umreißt die Ausstellung, welche Bedeutung die Kunst der Projektion jenseits des Kinos erreicht hat. Sie zeigt außerdem, welche Inhalte, Techniken und konzeptuellen Ideen diese mediale Kunstform bis heute geprägt haben. Letztlich ist die Kunst der Projektion eine Schule der Wahrnehmung und bietet außergewöhnliche Erfahrungen von lichtbildnerischen Effekten wie Licht, Schatten, Bewegung, Sound, Reflexion. Die veränderten Bedingungen des filmischen Bildes werfen Fragen in Bezug auf die Institution Kino auf, welche in der Filmreihe "Beyond the Museum" perspektiviert werden. Gezeigt werden experimentelle Filmpositionen aus der Zeit zwischen 1945 und Jetzt, welche zum Teil explizit für das Kino, teils als "single channel projection" für den Galerieraum entwickelt wurden und somit die in der Ausstellung "Beyond the Cinema" präsentierten Positionen konterkarieren und erweitern. Die Programme setzen sich wie folgt zusammen:
Magical History Tour
Der Oktober-Spielplan der Magical History Tour ist wieder extrem komprimiert, weil wir zum Ende des Monats abschließen müssen und im vergangenen Jahr weit weniger als 365 Termine zur Verfügung standen. Deshalb gibt es nun einen Parforce-Ritt durch die letzten Kapitel der Filmgeschichte, was dazu führt, dass wir uns auf herausragende Einzelfilme konzentrieren müssen und weniger ein Umfeld oder einen Kontext herausarbeiten können. Wir bewegen uns durch die Kinematografie Osteuropas nach 1945 bis in die 70er Jahre, wobei wir die wichtigsten Aufbruchsbewegungen in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der UdSSR vorstellen, auch ein jugoslawischer und ein bulgarischer Film sind dabei, und schließlich gibt es einen kurzen Ausblick in die Produktion asiatischer Filmländer (Indien, Japan, China).
Geschichte(n) erzählen: Nach-Bilder der RAF
Auch wenn die RAF ihr eigenes Ende offiziell 1998 verkündet hat, ist diese längst noch nicht "tot", sondern wirkt bis heute nach. Bei zahlreichen Schriftstellern, Künstlern und Filmemachern ist ein Interesse an der RAF, ihrer Geschichte und an den mythischen Legenden, die um Baader-Meinhof-Ensslin bestehen, zu bemerken. Dies mag zum einen damit zusammenhängen, dass mit dem Aufkommen eines globalen Terrorismus, wie er sich in den Anschlägen des 11. Septembers manifestiert hat, ein unmittelbarer Vergleich nahe liegt. Zum anderen hat es sicherlich auch damit zu tun, dass die Kinder der RAF bzw. 68er-Generation mittlerweile in dem Alter sind, wo ein kritischer Rückblick auf ihre Eltern, deren Ziele, Ideale und Utopien angebracht erscheint. Wir begleiten das von Alexandra Tacke und Prof. Dr. Inge Stephan geleitete interdisziplinäre Seminar der Humboldt-Universität zu diesem Thema mit einer Filmreihe, die für alle Interessierten offen ist.
1. PornfilmfestivalBerlin - Todd Verow, Maria Beatty und Frans Zwartjes
Wie dem deutschen Feuilleton zu entnehmen ist, durchdringt die Pornografie als Bild- und Wunschmaschine längst wirkungsvoll die Felder der Hochkultur. Ihr wird eine zersetzende und affirmative Kraft zugesprochen, und in ihrer politischen Unkorrektheit bietet sie jede Menge Material, das als Ideengeber der Kunst fungieren könnte. Das 1. PornfilmfestivalBerlin stellt in drei Retrospektiven FilmemacherInnen vor, die diese Kraft erkannt haben: Eine Retrospektive ist dem am 11. November 1966 in Bangor, Maine (USA) geborenen Todd Verow gewidmet, dessen Filme regelmäßig bei den Berliner Filmfestspielen präsentiert wurden. Schon im Alter von zehn Jahren spielte er kleine Rollen und schrieb Theaterstücke. Während seines Studiums an der Rhode Island School of Design drehte er seine ersten experimentellen Kurzfilme. Todd Verow studierte Schauspiel und Regie an der Brown University und Kamera am American Film Institute.
No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night
"No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night" ist eine kollaborativ entwickelte Ausstellung mit Produktionen von Natascha Sadr Haghighian, Judith Hopf/Deborah Schamoni und Ines Schaber, die sich auf unterschiedliche Aspekte des Gespenstischen beziehen. Dabei geht es weniger darum, Gespenster sichtbar zu machen, sondern um die Umstände des Verschwindens und Unsichtbarseins – also um Verhältnisse, die Gespenster hervorbringen. Es ist auch eine Ausstellung über Gespenster der Kunst: über das Phantasma des Alles-Repräsentieren- Könnens, über Medialität als Beschwörung und Bannung, animierte Körper, subjektive Prothesen und die "unmögliche" Notwendigkeit eines Realismus des Gespensts, eines Realismus der Abwesenheit. Wir begleiten die Ausstellung bis November, in diesem Monat mit einer Veranstaltung, die von Anselm Franke eingeführt wird: Mehr als gespenstisch erscheint die Geschichte der 1100 Philippinos, die 1904 zur Weltausstellung nach St. Louis in den USA gebracht wurden. So genannte "Primitive" aus der ganzen Welt wurden dort als Schreckgespenster ausgestellt, um die Errungenschaften der zivilisierten Welt zu würdigen. Marlon E. Fuentes zeichnet in seinem Film BONTOC EULOGY (1995) Spuren seiner eigenen Vorfahren nach, indem er die Geschichte eines Bontoc Igorot-Kriegers mit altem Archivmaterial verwebt: "He who does not look back from whence he came from will never ever reach his destination." POR PRIMERA VEZ (Zum ersten Mal, Octavio Cortázar, 1967) dreht die Blickrichtung um und lässt die Zivilisation zum Gespenst werden: Wandervorführer reisen mit einer mobilen Kinoapparatur in die ländlichen Provinzen Kubas, um Dorfbewohnern, denen das Erlebnis "Kino" völlig neu ist, Filme zu zeigen. (5.10.). – Mehr Infos zur Ausstellung in den KW – Institute for Contemporary Art unter www.kw-berlin.de.
Wolfgang Staudte zum 100.
Dr. Heinz Rathsack – ehemaliger Direktor der dffb und Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek – fasste die Bedeutung Staudtes 1977 zusammen: "(…) Wolfgang Staudte verkörpert ein Stück deutscher Filmgeschichte. Als eigensinniger politischer Moralist steht er mit den Themen seiner wichtigsten Filme ziemlich einsam in der deutschen Filmlandschaft. (…)" Staudtes filmische Erbe ist von herausragender Bedeutung. In seiner Haltung und mit seinen Filmen ist er noch heute Vorbild. In einem Vortrag 1960 sprach er über seine Vorbilder, über die Künstler, denen seine Bewunderung gilt. Es sind Künstler, "die nein sagen können, wenn sie nein meinen, und die bei aller Schwierigkeit nicht müde werden, das Gute zu wollen und es immer wieder – gewissermaßen als Konterbande – an den Zöllnern des schlechten Geschmacks und der Spekulation vorbeischmuggeln." Wolfgang Staudte wäre am 9. Oktober 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren zeigen wir seinen Film KIRMES (1960). (8.10.) (Eva Orbanz) – Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.
Film – Kompetenz – Bildung
Die Themen „"Film – Kompetenz – Bildung" stehen im Mittelpunkt des Kongresses, den Vision Kino – Netzwerk für Film und Medienkompetenz am 26. & 27. 10. im Filmhaus veranstalten. In Wortveranstaltungen und Workshops soll Fragen wie: Wie funktioniert das Verhältnis von rezeptiver und aktiver Filmarbeit mit Kindern und Jugendlichen heute? Wie gestaltet sich Filmbildung in der Praxis? nachgegangen werden. Projektbeispiele aus der Kinder- und Jugendbildung ergänzen die Vorträge und beschreiben Wege und Methoden, um das Wissen über das Medium Film und den produktiven Umgang mit ihm zu fördern. In diesem Zusammenhang stellt der französische Filmwissenschaftler Alain Bergala die Thesen seines Buchs "Kino als Kunst-Filmvermittlung an der Schule und anderswo" vor. Als Avant-Premiere läuft am 26.10. im Arsenal Franka Potentes Regiedebüt: DER DIE TOLLKIRSCHE AUSGRÄBT (D 2006). Der Kongress wird von Vision Kino in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet, ermöglicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. Informationen und Anmeldung zu den Veranstaltungen des Kongresses: www.visionkino.de
FilmClub
Anhand eines Autokinos und seiner Besucher im brandenburgischen Dorf Zempow entwerfen Jean Christopher Burger und Jana Soffner mit ihrem Dokumentarfilm VOR EINBRUCH DER DUNKELHEIT (D 2006) das Panorama einer Gegend und ihrer Bewohner. Einst eine beliebte Urlaubsgegend, entstand hier in den 70er Jahren das erste und einzige Autokino der DDR. Noch heute ist das Autokino beliebt – bei den Jugendlichen, die Stunden vorher anbrausen, um ihre Autos zu präsentieren, bis hin zum Ehepaar, das seit Jahrzehnten dem Kino treu bleibt. Schon Stunden vor Filmbeginn kommen die ersten Zuschauer aus den umliegenden Dörfern und Kleinstädten, holen sich Essen und Trinken aus der Pommesbude, putzen die Windschutzscheibe, treffen Freunde und Bekannte. Nicht die Filme stehen in diesem Kino im Mittelpunkt, sondern seine Funktion als Treffpunkt in einer Gegend, in der es außer Wald und Seen wenig gibt und Freizeitvergnügen selten sind. (14.10.) In Zusammenarbeit mit Radio EINS.
X wie x-mal über Liebe reden-Filme
Nach Frühling, Winter und Sommer beendete Eric Rohmer mit CONTE D'AUTOMNE (Herbstgeschichte) 1998 seinen Vier Jahreszeiten-Zyklus. Die Geschichte einer späten Liebe spielt im frühherbstlichen Weinanbaugebiet am Rhône-Ufer, wo Isabelle und Rosine für ihre beste Freundin, die verwitwete Winzerin Magali, per Zeitungsinserat einen neuen Mann suchen. Doch die forcierte Glückssuche gestaltet sich schwierig. Ein Film über den hinterlistigen Charme der Freundschaft und den Zufall der Liebe, voller feiner Ironie, Eleganz und pointierter Dialoge über das Leben, die Liebe und den Herbst. (2. & 12.10.)