Die französische Filmemacherin Alice Diop (*1979) interessiert sich für die Ränder der Gesellschaft. Als Tochter senegalesischer Eltern selbst in der Pariser Vorstadt Aulnay-sous-Bois aufgewachsen, wendet sie sich in ihren Filmen meist der Banlieue und deren Bewohner*innen zu. Ihre filmische Arbeit ist ein bewusster Akt, die Peripherie ins Zentrum zu rücken, sonst Unsichtbares, von der Gesellschaft Ausgeblendetes vor Augen zu führen und unterrepräsentierten Stimmen Gehör zu verschaffen. Ihr Fokus liegt auf Schwarzen und migrantischen Gemeinschaften, doch die Filme spiegeln stets auch Frankreich und seine Mehrheitsgesellschaft. Bevor sie zum dokumentarischen Filmschaffen kam, hat Diop Geschichte und visuelle Soziologie studiert, ein enges Verhältnis von Gesellschaft und Kino, von soziologischem Anliegen und kinematografischer Form kennzeichnet ihre Arbeit. Was ihre genauen filmischen Beobachtungen angeht, sieht sie sich in der Tradition von Jean Rouch und Frederick Wiseman, wenngleich die persönliche Dimension der Filme und Diops starke Präsenz eher auf einen eigenen Stil hinweisen – der sich jüngst zum Spielfilm hin entwickelt hat.
Das Arsenal zeigt im Rahmen der Französischen Filmwoche eine Werkschau der seit 2005 entstandenen dokumentarischen Arbeiten von Alice Diop sowie die Deutschlandpremiere ihres vielfach preisgekrönten Spielfilmdebüts SAINT OMER – zu unserer großen Freude in Anwesenheit der Filmemacherin. (Birgit Kohler)
Aufgrund von Terminschwierigkeiten musste Alice Diop ihren Besuch leider absagen.
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung des Institut français. Dank an Grandfilm und Around the World in 14 Films.