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Women Make Film (2)

Filmstill aus DER SPECHT ZERBRICHT SICH NICHT DEN KOPF: Einige Menschen stehen an einem Bahnsteig, hinter sich ein stehender Zug. Ein junges Mädchen hält Blumen in der Hand und blickt sehnsuchtsvoll in die Ferne.

Frauen machen Filme. Eigentlich selbstverständlich – aber auch wieder nicht. Zwar stehen Frauen seit Beginn der Filmgeschichte hinter der Kamera. Dass Frauen in der 125-jährigen Geschichte des Films der Zugang zum Filmemachen aber erschwert oder verunmöglicht wurde, dass sie nicht die gleichen Chancen wie Männer hatten, ihre trotz aller Widerstände entstandenen Filme nur selten in den Kanon aufgenommen wurden, dass sie übersehen, marginalisiert, vergessen und ihre Nachlässe vernachlässigt wurden, sie oft aus der Filmgeschichte herausgeschrieben wurden, das steht außer Frage. In einer sich über vier Monate erstreckenden Reihe wollen wir einige Regisseurinnen aus verschiedensten Ländern und Epochen präsentieren, deren Filme zu wenig wahrgenommen wurden und werden und ihnen Sichtbarkeit verschaffen.

Wanda Jakubowska
Mit dem Namen der polnischen Regisseurin Wanda Jakubowska (1907–1998) ist vor allem ein Film verbunden: OSTATNI ETAP (Die letzte Etappe) war 1947 der erste Spielfilm überhaupt, der den Holocaust darzustellen versuchte, und basierte auf Jakubowskas eigenen Erfahrungen als Inhaftierte in Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück. Weit weniger bekannt ist sie für ihr gesamtes filmisches Schaffen, das eine Spanne von 50 Jahren und an die 20 Filme umfasst. Ihre Bedeutung für den polnischen Film ist unumstritten: 1930 war sie Gründungsmitglied der Avantgarde-Filmgruppe START, die experimentelle Kurz- und Dokumentarfilme produzierte. Ihr erster Spielfilm entstand 1939, konnte durch den Kriegsbeginn aber nie aufgeführt werden und gilt als verschollen. Nach dem Krieg konnte Jakubowska in der Filmbranche schnell wieder Fuß fassen, von 1949 bis 1974 lehrte sie außerdem an der Filmhochschule von Łódź.
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und ihre Erfahrungen im Krieg, in dem sie im Widerstand war, prägten ihre politische Haltung; die Erinnerung daran durchzog ihr filmisches Werk. Dem Stil des sozialen Realismus blieb sie bis zu ihrem letzten Film 1988 treu. Zeitlebens setzte sie sich für die Belange der Kommunistischen Partei Polens ein. Das machte sie zu einer umstrittenen Figur in der polnischen Kulturszene und mag ein Grund dafür sein, dass ihre Filme mit Ausnahme von DIE LETZTE ETAPPE so unbekannt geblieben sind. Neben den vier Filmen zwischen 1947 und 1985, die sich direkt mit Konzentrations- und Arbeitslagern und der Erinnerung daran auseinandersetzen, drehte sie unter anderem auch zwei Kinderfilme und mit Soldier of Victory einen monumentalen Film über einen sozialistischen Musterhelden.

Mit Unterstützung durch das Polnische Institut Berlin.

Dinara Asanova
Die gebürtige Kirgisin Dinara Asanova (1942–1985) studierte nach verschiedenen Tätigkeiten im Kirgisfilmstudio an der Moskauer Filmhochschule WGIK Regie und war ab 1974 in den Lenfilmstudios in Leningrad tätig. In ihren neun Spielfilmen, die sie bis zu ihrem frühen Tod mit nur 42 Jahren drehte, stehen meist junge Menschen im Zentrum. Es sind persönliche Porträts, oft verbunden mit einer scharfen Kritik an den sozialen Problemen in der Sowjetunion. Musik – Rock und Jazz – spielt eine wichtige Rolle in ihren Filmen; sie ist Ausdrucksmöglichkeit ihrer Protagonist*innen und zeugt von Asanovas Interesse am kulturellen Underground. Musik gibt auch den Rhythmus ihrer Filme vor, die sich frei und neugierig dem Seelenleben von Jugendlichen nähern, sich Abschweifungen und Improvisation erlauben und vorrangig an Stimmung und Atmosphäre interessiert sind. Gerne arbeitete sie mit Laiendarsteller*innen, nutzte deren Spontanität und Direktheit für ihre oft dokumentarisch anmutenden Filme. Obwohl ihre Filme in der UdSSR von Kritik und Publikum anerkannt wurden, bewegte sie sich eher an der Peripherie der Filmszene – aufgrund ihrer zentralasiatischen Herkunft, ihres Eigensinns, dem Fokus auf marginalisierte Menschen. Im Westen blieb sie weitgehend unbekannt.

Ana Mariscal
Die Spanierin Ana Mariscal (1921–1995) ist bis heute vor allem als Schauspielerin bekannt. Durch ihren Bruder, den Schauspieler und Regisseur Luis Arroyo, kam sie sehr jung zum Film und war ab den 40er Jahren ein gefeierter Star. Um selbst Filme inszenieren zu können, gründete sie mit ihrem späteren Mann, dem Kame­ramann Valentín Javier, die Produktionsfirma Bosco Films und nahm zahlreiche Bereiche des Filmemachens selbst in die Hand. Parallel zu ihren eigenen Filmen war sie immer auch als Schauspielerin für Film und Theater beschäftigt und außerdem als Drehbuchautorin und Schriftstellerin tätig. Von 1953 bis 1968 drehte sie zehn lange Filme, die aber insgesamt wenig beachtet und geringgeschätzt wurden. Ihre Filme finanzierte sie selbst und mit Hilfe ihres privaten Umfeldes. (Annette Lingg)

Die Reihe wurde ermöglicht durch eine Förderung des Hauptstadtkulturfonds.

vergangene Vorführungen

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)

Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds