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Biografien hinterlassen Spuren. Die Zeitläufte auch. Wie sich das eine zum anderen verhält hat Thomas Heise in HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT (2019) untersucht und anhand der Geschichte seiner Familie über vier Generationen hinweg nicht weniger als die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert erzählt.

„Ich glaube, ich war noch nie so persönlich,“ schrieb er in einer E-Mail. Dieser große Film, der jetzt zu seinem Vermächtnis wird, bildete das Rückgrat der Auswahl des Berlinale Forums im Jahr 2019. Auch das Publikumsgespräch nach der Premiere im Delphi war ein Ereignis. Thomas Heise war schon davor häufig im Forum zu Gast, zum ersten Mal mit EISENZEIT (1992), danach mit STAU – JETZT GEHT’S LOS (1993), einem viel diskutierten Film, der auf unnachahmlich intelligente Weise auf Neonazis in Halle zugeht, und dem Folgeprojekt NEUSTADT / STAU – DER STAND DER DINGE (2000). MEIN BRUDER. WE’LL MEET AGAIN, der 2005 ebenfalls im Forum Premiere feierte und wie andere seiner Arbeiten vom Arsenal verliehen wird, haben wir zuletzt während der Pandemie auf der Online-Plattform arsenal 3 gestreamt und am Computer-Bildschirm mit ihm diskutiert.

Dass MATERIAL (2009), eine kongeniale Montage von filmischem Material aus den späten 80er Jahren der DDR bis in die Gegenwart des Jahres 2008, die deutsche Geschichte als Archäologie des Möglichen zeigt, im Tonfall einer Elegie endet, klingt mit, wenn wir jetzt an Thomas denken. Doch auch der Satz: Immer bleibt etwas übrig, ein Rest, der nicht aufgeht. Thomas Heise war ein Mann mit Rückgrat. Seine Filme, sie bleiben. Er aber wird fehlen. Wir trauern um ihn.

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