Dem neuen marokkanischen
Kino ist der diesjährige Länderschwerpunkt des Forums gewidmet.
Marokko beherbergt unter den Ländern des Maghreb die derzeit aktivste
und vielfältigste Filmproduktion. Auffallend ist, wie populäre
Genre-Muster zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen
eingesetzt werden.
So ist MEKTOUB von
Nabil Ayouch eine Beschreibung der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich
im Gewand eines modernen Thrillers: Kaum ist ein junger Augenarzt nach
jahrelangem Aufenthalt ins Ausland in die Heimat zurückgekehrt, als
seine Frau entfÜhrt wird. Die Suche nach den Tätern fÜhrt
mitten in den Konflikt zwischen einer sich hemmungslos bereichernden korrupten
Obrigkeit und armen Bauern, die illegalen Hanfanbau betreiben.
Großen Erfolg hatte
in den marokkanischen Kinos das Melodram FEMMES... ET FEMMES von
Saad Chraibi. Darin wird einer Fernsehjournalistin, die sich für Frauenrechte
einsetzt, ihre Sendung entzogen, mit bitteren Folgen für die Frauen,
die sich ihr anvertraut hatten.
Die Situation der Frauen in
der maghrebinischen Gesellschaft ist ein häufiges Motiv im marokkanischen
Film. Einen Film über die Gewalt gegen Frauen zu machen, wurde auch
der einzigen in Marokko aktiven Regisseurin, Farida Benlyazid, angetragen.
Ihre Antwort - und zugleich die Weigerung, Gewalt im Film zu inszenieren
- ist die subtil feministische Adaption eines traditionellen MÄrchenstoffes,
KEID ENSA (Die List der Frauen), die das Forum als Welturaufführung
zeigt.
Ein melancholisches Roadmovie
aus dem vergessenen Süden Marokkos ist Daoud Aoulas Syads ADIEU
FORAIN, der vom Ende der Jahrmarktskultur erzählt und von den
vergeblichen Träumen einer Flucht aus der Provinz.
Die Perspektive des modernen
Marokko nimmt die intelligente Komödie LES CASABLANCAIS von
Abdelkader Lagtaa ein. In drei miteinander verwobenen Episoden beschreibt
der Film die Angst der Städter vor fundamentalistischen Umtrieben
und einer rückständigen, unberechenbaren Obrigkeit.
Als Ergänzung des Programms
zeigt das Forum den stilistisch brillanten, in Schwarzweiß und Cinemascope
gedrehten Kurzfilm LA FALAISE von Faouzi Bensaidi.
Die Reihe ist in Zusammenarbeit
mit dem Haus der Kulturen der Welt entstanden, wo sämtliche Filme
nach den Forums-Aufführungen wiederholt werden.
21. Januar 1999 |