Frankreich 1996 Regie: Mahmoud Chokrollahi , Moslem Mansouri |
44 min., Video, Farbe
Produktion: Play Film. Buch: Mahmoud Chokrollahi, Moslem Mansouri. Kamera: Farzin Khosrowshahi. Ton: Bahman Heidari. Musik: Shahrokh Khadjenouri. Schnitt: Nasrollah Sheibani. Produzent: Mahmoud Chokrollahi. Mit Hossein Sabzian und Fatemeh Sabzian. Uraufführung: November 1996, Turin Film Festival. Weltvertrieb: Play Film, Elisa Resegotti, 25 Rue du Petit Musc, 75004 Paris. Tel.: (33-1) 48 04 97 49, Fax: (33-1) 48 04 70 06. |
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Di 18.02. 17:30 Arsenal |
Fünf Jahre nach Kiarostamis Close-Up wird in CLOSE-UP LONG SHOT die Lebensgeschichte von Hossein Sabzian thematisiert. Weit davon entfernt, auch im wirklichen Leben ein Betrüger zu sein, vermittelt Sabzian uns seine Passion für den Film und seine Vorstellung von der Siebten Kunst. Er beschreibt, wie sich sein Leben nach den Dreharbeiten zu Close-up verändert hat. Er redet über seinen sozialen Status, seine Wünsche und Ängste wie eine Art Spiegel, in dem sich normale Menschen und Kinogänger wiedererkennen können.
CLOSE-UP LONG SHOT besteht aus einer Reihe von Gesprächen und Interviews mit Menschen, die Sabzian kennen. Die Struktur des Films ist vergleichbar mit einer Pyramide ,sich steigernder Gefühle', sich überlagernder Stimmen, Isolation. Dann folgt eine lange Aufnahme von Sabzian. Nahaufnahmen, die die Gefühle auffangen... und einfangen.
"CLOSE-UP LONG SHOT hat mich so gerührt, daß ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Sabzian redet über Filme wie ein großer Philosoph. Er spricht über viele Abschnitte seines Lebens, aber am rührendsten sind die Geschichten von seinem Vater, und wie er sich auf den Toiletten des Kinos versteckte...
CLOSE-UP LONG SHOT zollt den Kinobesuchern in der ganzen Welt Tribut, und der Gedanke, daß auch nur ein Zuschauer so sein könnte wie Sabzian, sollte uns dazu bringen, über die Verantwortung des Filmregisseurs nachzudenken.
Sabzian sagt in CLOSE-UP LONG SHOT: "Wenn ich nicht aufhöre zu träumen, dann nur, weil meine Träume nie in Erfüllung gegangen sind."
Das Erwachen aus Träumen, die zu Alpträumen geworden sind, ist nicht schön. In Close-up, Kiarostamis Meisterwerk, werden Träume Wirklichkeit. Sabzians Erfahrungen sind sehr schmerzlich... Trotzdem, warum sollte uns das vom Träumen abhalten? Diese Frage ging mir im Kopf herum, als ich mit den Dreharbeiten zu diesem Film begann.
Mein Vater nahm meine Hand und legte sie in die des Kinos. Mein Vater ließ später meine Hand los, das Kino jedoch nie mehr. Also ergriff ich die Hand, schüttelte sie und sagte zum ersten Mal äSalaam Kino".
Eines Tages gab mir meine Mutter etwas Geld, um Benzin zu kaufen. Ich versteckte den Kanister im Badezimmer und rannte ins Kino, um mir THE GATES OF HELL anzusehen. Während der ersten Vorstellung war ich komplett vom Film absorbiert, danach spielte sich in meinen Kopf jedoch ein anderer Film ab, in dem mein Vater mich ganz furchtbar verprügelte. Der Terror dieser Vorstellung erfüllte mich derart, daß ich an meinen Sitz geschmiedet sitzen blieb. Ich blieb bis nach der letzten Vorführung. Als die Zuschauer das Kino verließen, versteckte ich mich auf der Toilette. Wieder zurück im Kinosaal, schlief ich in einem Kinosessel ein.
CLOSE-UP LONG SHOT ist eine Nahaufnahme von Hossein, einer der Figuren aus Kiarostamis Film Close-up. In jenem Film durchlebte er noch einmal seine Abenteuer, als sich der Hochstapler für den Regisseur Makhmalbaf ausgab. Der kleine Betrüger Hossein, ein unheilbarer Filmliebhaber, der überzeugt davon ist, daß die Realität im Film und im Leben die gleiche ist, teilt uns in dieser neuen Version mit, daß seine Schwindelei aufrichtig gemeint war, daß sein Ruhm nur kurze Zeit währte, wieviel Ärger er sich damit einhandelte und wieviel Mitleid. Und die ganze Zeit über erklärt er seinen Glauben an das Kino mit der Klarheit und Sensibilität eines großen Kritikers.
Mahmoud Chokrollahi wurde in Qom, Iran, geboren. Heute lebt er in Paris, wo er Anthropologie und Vergleichende Soziologie studierte. Er arbeitet als Schriftsteller und Filmkritiker für verschiedene Zeitschriften in seinem Heimatland und hat u.a. ,L'heure bleue', eine Märchensammlung auf Französisch, geschrieben.
1987 begann er, Filme zu machen und hat 1995 seine eigene Produktionsfirma, Play Film, gegründet.
Co-Autor und Co-Regisseur Moslem Monsouri wurde 1963 in Teheran geboren. Zur Zeit studiert er Soziologie in Paris. Seit 1993 arbeitet er als Journalist. CLOSE-UP LONG SHOT ist sein erster Film.
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