(Der Indio Brasiliens) Brasilien 1996 Regie: Silvio Back |
70 min., 35mm, 1:1.37, Farbe und s/w
Produktion: Usina de Kyno. Buch, Gedichte, Recherche: Silvio Back. Regie- und Produktionsassistenz: Margit Richter. Berater für Bildauswahl: Mario Cereghino, Francisco Sérgio Moreira, Cosme Alves Netto, Carlos Roberto de Souza. Musikwissenschaftliche Forschung und Tonarchiv: Jairo Severiano. Dramatisierung der Gedichte: José Mayer. Schnitt: Francisco Sérgio Moreira. Uraufführung: 12. Juni 1996, Rio de Janeiro. Weltvertrieb: Grupo Novo de Cinema. Rua Marechal Niemeyer 24. 22 251-060 Rio de Janeiro/ Brasilien. Tel. (5521) 286 47 02. Fax 266 36 37. |
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So 16.02. 11:00 Delphi Mi 19.02. 18:30 Kino 7 im Zoo Palast |
YNDIO DO BRASIL ist der achte abendfüllende Film Sylvio Backs und - wie die vorangegangenen Dokumentarfilme Revolução de 30 (Die Revolution von 1930), República Guarani (Die Republik der Guarani), Guerra do Brasil (Krieg Brasiliens) und Radio Auriverde - ein neuer und faszinierender, ent-ideologisierter filmischer Dialog mit der Geschichte dieses Landes.
Oder - mit den Worten von Back: "Die Archivfilme sind das vollkommene Bild eines Brasiliens, das so niemals existiert hat. Aber inzwischen hat dieses Bild, das zuvor an seine Zeit gebunden war, seinen ursprünglichen Sinn verloren. Deshalb soll etwas Licht in das Dunkel unserer Geschichte gebracht werden, denn es ist notwendig, sie - urteils- und vorurteilsfrei - im brasilianischen Film darzustellen."
Die Idee entstand 1989/1990, als in den USA Vorgespräche für die Montage von Rádio Auriverde stattfanden. Dort, in der Library of Congress, im Smithsonian Institute und im Nationalarchiv stieß Sylvio Back auf eine wunderbare und bis dato unbekannte 'indianische Kinemathek', die sehr aufschlußreich über die Spannung zwischen dem audiovisuellen Register der weißen Gesellschaft und dem physischen und mythischen Universum der autochthonen Gemeinschaften berichtete.
Vier Jahre lang recherchierte der Regisseur in öffentlichen und privaten Archiven in Brasilien und den USA. Er sichtete über siebenhundert Filmwochenschauen, Dokumentar- und Spielfilme als Grundlage seiner Bild-Synthese über "die Verwandlung unserer Ersten in unsere Letzten", wie er sagte. Neben den Bildern aus dem Ausland stammt die größte Zahl der Filme aus Archiven der Brasilianischen Kinemathek in São Paulo, der Kinemathek des Museums für Moderne Kunst in Rio de Janeiro, dem Indio-Museum und dem Nationalarchiv.
YNDIO DO BRASIL ist eine Filmcollage aus fast hundert Titeln, die ein unerwartetes Repertoire an ernster und populärer Musik von brasilianischen Komponisten enthält, die durch den Indio inspiriert wurden. Für den Film schrieb Sylvio Back außerdem acht Gedichte mit indianischer Thematik, die vom Schauspieler José Mayer gelesen werden und manchmal den roten Faden des Spektakels ausmachen.
Auf diese Weise will der Regisseur eine Ambivalenz erzielen, damit die unkommentierte Ideenwelt des Films beim Publikum den Eindruck auslöst, "einen Autorenfilm zu sehen, der dem Zuschauer zutraut, selbst den Sinn des Spektakels zu ergründen".
An der Schwelle zum 21. Jahrhundert, an der sich das 'Ende des Indios', sein ethnisches Aussterben abzeichnet, stellt YNDIO DO BRASIL die Genozidchronik eines 'Todes im Leben' dar, der im Film nie unberücksichtigt bleibt.
Von Rondon (Oberst Cândido Mariano da Silva Rondon, 'Vater der Indios', begründete 1909 den ersten Indianerschutzdienst, A.d.R.) bis zur modernen pädagogischen Vorgehensweise bei ersten Kontaktaufnahmen und Integrationsversuchen zeichnet der Dokumentarfilm von Sylvio Back schließlich einen nicht immer verborgenen 'militärischen Geist' nach, auf dem die gesamte brasilianische Indiopolitik fußt, die offizielle wie die religiöse.
(Produktionsmitteilung)
Silvio Back wurde 1937 in Blumenau/Brasilien als Sohn deutsch-ungarischer Emigranten geboren. Der Autodidakt Back hat seit 1962 insgesamt vierunddreißig Filme gedreht.
Gedichtbände seit 1986: 'O Caderno Erótico de Sylvio Back' (1986), 'Moedas de Luz' (1988), 'A Vinha do Desejo' (1994).
1968: Lance Maior. 1971: A Guerra dos Pelados. 1976: Aleluia Gretchen. 1980: Revolução de 30. 1982: República Guarani. 1987: Guerra do Brasil. 1991: Rádio Auriverde. 1996: Yndio do Brasil; Stefan Zweig.
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