Unter dem Titel „Found Futures“ finden während Archival Assembly #1 im silent green und im Sinema Transtopia jeden Morgen Präsentationen prekärer Archivprojekte mit dem Ziel der Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung statt. Eintritt frei, Registrierung vor Ort.
Eröffnungsveranstaltung, 3.9.2021 10:00–12:00 silent green Kuppelhalle
Zur Eröffnung der „Found Futures“ präsentieren das Arsenal, das Goethe-Institut und Dox Box ihre bisherigen Aktivitäten: Den Weg von Living Archive (2011–2013) hin zu „Archive außer sich“ (2017–2022), das kollektiv entstandene Paper „Call for Action and Reflection on Decolonising Film Archives“, das aus einem Workshop des Goethe-Instituts im September 2019 im Culturgest in Lissabon hervorging, sowie das Projekt People’s Stories: Past and Present von Dox Box.
Teresa Althen, Marc-André Schmachtel, Catarina Simão, Fradique, Jihan El-Tahri und Stefanie Schulte Strathaus skizzieren Ideen für die Zukunft, die in den nachfolgenden Found Futures einer kritischen Reflexion unterzogen werden sollen. Die „Found Futures“ sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut und finden in der Kuppelhalle des silent green und im Sinema Transtopia statt.
4.9.2021 10:00–13:00 Sinema Transtopia
Nach- und Vorlässe stellen den Archivdiskurs vor besondere Herausforderungen: Was bedeutet die Tatsache, dass eine Sammlung durch eine Person zusammengehalten wird, für den Umgang mit ihr in der Öffentlichkeit? Wie autobiografisch kann ein Archiv sein? Die am Vortag im Kino Arsenal präsentierten Nachlässe von Hussein Shariffe, Atteyat Al Abnoudy und Magdy Rafla werden weiter diskutiert. Neu vorgestellt wird die Restaurierungsarbeit an dem teilweise in Deutschland gedrehten Film KARA KAFA des Regisseurs Korhan Yurtsever (Türkei), sowie die Arbeit an den Nachlässen des Filmemachers und Literaten Ahmed Bouanani (Marokko) und der Regisseurin Jocelyne Saab (Libanon).
Mit Eiman Hussein, Tamer El Said, Talal Afifi, Haytham El-Wardany, Erica Carter, Ihab Rafla, Ali Atef, Dana Enani, Randa Megahed, Maged Nader, Can Sungu, Touda Bouanani, Mohamed Slaoui Andaloussi, Sarah Dornhof, Corinne Wiss, Mathilde Rouxel und Stefanie Schulte Strathaus.
6.9.2021 10:00–13:00 Sinema Transtopia
In Fortsetzung der „Found Futures II“ geht es im ersten Teil um Modelle einer Archivpraxis im Umgang mit dem Werk einer einzelnen Person. Extrahiert aus Archiven des NDR und WDR sowie aus einem Privatarchiv, ist Die fünfte Wand ein kuratierter Blick auf deutsche Migrations- und Mediengeschichte. Navina Sundaram steht dabei im Zentrum als eine Autorin, die journalistisch Position bezieht: zu Internationalismus und Dekolonisierung, Klassenfrage, Rassismus, Einwanderung, zu indischer und bundesdeutscher Politik.
Mit Mareike Bernien und Merle Kröger. Im zweiten Teil werden Strategien zur Aufarbeitung des Papier- und Filmarchivs der Baalbeck Studios entwickelt, das seit vielen Jahren bei UMAM Documentation & Research in Beirut und seit 2021 teilweise in Berlin liegt. Zudem wird das Projekt „The Tokyo Reels“ vorgestellt, ein kollaboratives Rechercheprojekt zu einer Film- und Plakatsammlung aus der PLO-Vertretung in Tokio. Mit Monika Borgman, Ayman Nahle, Sandra Schäfer und Mohanad Yaqubi.
7.9.2021 10:00–13:00 Sinema Transtopia
Ausgehend von Philip Rizks Film MAPPING LESSONS (6.9.) lädt SAVVY Contemporary dazu ein, die Klanglichkeit kolonialer Archive und deren Wiederaneignung durch kritische Archiv- und filmische Materialpraktiken zu entdecken. MAPPING LESSONS ist von einer 1972 in Ägypten aufgenommenen und später unter dem Titel Muharram 1392 veröffentlichten Free-Jazz-Session inspiriert und verbindet verschiedenste filmische Archivmaterialien mit den musikalischen Improvisationen zu einer Klanglandschaft. Der Film reflektiert die Geschichte(n) kolonialen „nation-buildings“ und zeigt Parallelen zur neokolonialen Gegenwart auf.
Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit SAVVY Contemporarys Colonial Neighbours, einem partizipativen Archiv- und Forschungsprojekt zur deutschen Kolonialgeschichte, und dem SAVVY.doc-Archiv regt dazu an, Filme als Klangarchive zu würdigen, und verbindet qua Klang verschiedene Formen der Archiv-Autonomie, um mittels der Vergangenheit über die 31 Gegenwart und mittels der Gegenwart über die Vergangenheit nachzudenken.
8.9.2021 10:00–13:00 Sinema Transtopia
Lebendige Archivarbeit kann dazu beitragen, bestehende Machtverhältnisse und historisch gewachsene Strukturen und Narrative zu verändern. „Found Futures V“ bietet Gelegenheit, vor dem Hintergrund der präsentierten Projekte und Diskussionen gemeinsam Strategien zu entwickeln: Wie könnte/sollte der Text „Call for Action and Reflection on Decolonising Film Archives“ um- oder weitergeschrieben werden? Wen adressiert er und wie kann er seine Adressat*innen erreichen? Welche Solidargemeinschaften könnten dazu beitragen, prekäre Archive und Archivprojekte zu unterstützen? Welche Vernetzungen sind sinnvoll und vorstellbar, um langfristig einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zu ermöglichen? Zum Abschluss von „Archival Assembly #1“ stellt sich außerdem die Frage: Wie könnte „Archival Assembly #2“ im Jahre 2023 aussehen?