(Festival) Korea 1996 Regie: Im Kwon-Taek |
108 min., 35mm, Farbe
Produktion: Taehung Production, Seoul. Buch: Yuk Sang-Hyo, nach dem Roman von Lee Chung-Joon. Kamera: Park Seung-Bae. Beleuchtung: Kim Kang-Il. Musik: Kim Su-Chul. Schnitt: Park Soon-Duk. Mischung: Kang Dae-Sung. Ton: Yang Hoo-Bo. Ausstattung: Kim Yu-Joon. Requisite: Kim Ho-Kil. Make up: Hong Dong-Eun. Kostüme: Lee Hae-Yoon. Art coordinator: Kwon Soon-Mi. Frisuren: Kang Eun-Ja. Photos: Ku Bon-Chang. Standphotos: Yang Ki-Joo. Produzent: Lee Tae-Won. Produktionsleiter: Jhun Yoong-Hang. Darsteller: Ahn Sung-Kee (Lee Jun-Sub, Schriftsteller), Oh Jung-Hae (Yong-Soon, Nichte), Han Eun-Jin (Großmutter), Chung Kyung-Soon (Jang Hae-Lim, Reporterin), Park Seung-Tae (Waedongdaek, Schwägerin), Lee Kem-Joo (Choi Jee-Hyun, Ehefrau), Kim Kyung-Hae (Kwangjudaek, Schwester), Nam Jung-Hee (Hampyungdaek, Schwester), Lee Hae-Ryong (Hamypyung Maehyung, Schwager), Ahn Byung-Kyung (Saemal, Verwandter), Kim Kl-Ho (Urok), Lee Yae-Min (Sung), Lee Earl (Won-Il, Neffe), Bang Eun-Mi (Won-Ils Frau), Bae TaeIl (Su-Nam, Neffe), Lim Jin-Taek (Chung-Il, Neffe), Hong Won-Sun (Hyaung-Ja, Nichte), Shin Sung-Il (Hae-Kwang, Neffe), Min Kyung-Jin (Mr. Park, der Verleger), Jang Ki-Yong (Dr. Jang), Park Chung-Sun (O, Dichter), Hong Seung-Ki (Hong, Professor), Ha Duk-Sung (Song, ein Freund), Choi Dong-Joon (Dong-Pal, Jang-Jins Sohn), Kim Jong-Gu (Tae-Hyung, Dorfbewohner), Sohn Chun (Direktor der Highschool), Choo Bong (Vorsitzender des Landwirtschaftsverbandes), Kim Ki-Bum (Gouverneur), Yoon Il-Joo (‘Soriman'-Sänger), Baek Jin-A (Eun-Ji, Tochter). Weltvertrieb: Taehung Pictures,3-1 Hannam-Dong, Yongsan-Gu, Seoul, Korea, Tel. (82-2) 797 5121, Fax: (82-2) 797 5125. |
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So 23.02. 13:45 Kino 7 im Zoo Palast So 23.02. 19:15 Delphi Mo 24.02. 10:00 Arsenal |
Kurz nach seiner Ankunft in seiner Heimatstadt beginnt die dreitägige Begräbniszeremonie. Während die meisten Familienmitglieder mit den Vorbereitungen beschäftigt sind, sitzen die älteren Verwandten auf ihren Stühlen wie Aufseher. Die Vorbereitungen erinnern besonders Jun-Subs Schwägerin Wedongdaek an all den Kummer, den sie in der Zeit hatte, als sie ihre kranke Schwiegermutter pflegte. Tatsächlich macht der Tod der siebenundachtzigjährigen Matriarchin, die in ihren letzten fünf Lebensjahren unter Dementia gelitten hat, nur wenige Menschen wirklich traurig, während einige andere ihren Tod offenbar eher als Glück betrachten.
Die Konflikte unter den Angehörigen verstärken sich, als Jun-Subs schwierige Nichte Yong-Soon unerwartet eintrifft, und zwar in einem sehr frivolen Aufzug. Yong-Soon ist im Alter von dreizehn Jahren mit allem Geld, das zu finden war, von zu Hause weggerannt und hat seither nichts mehr von sich hören lassen. Nach einem Streit mit ihrer Halbschwester Hyung-Ja läuft Yong-Soon wieder weg. Hae-Lim Jang, eine Reporterin, die über die Beerdigung der Mutter des berühmten Schriftstellers berichten will, hat ein großes Interesse daran, mit der unverstandenen Yong-Soon zu sprechen. Sie beschäftigt sich mit Yong-Soon und entdeckt dabei die Zuneigung, die sie für ihre Großmutter hegte, und ihren tiefen Haß dem erfolgreichen Onkel gegenüber, der sich nie genug um seine gebrechliche Mutter gekümmert hatte. Die Großmutter war die einzige, die Yong-Soon während ihrer turbulenten Kindheit vor ihrer Stiefmutter und Halbschwester in Schutz nahm, bevor das widerspenstige Mädchen weglief. Yong-Soon und Hae-Lim gehen in eine Bar, in der sie Jun-Subs Freund treffen. Später kommt Yong-Soon betrunken nach Hause, schimpft Jun-Sub einen großen Heuchler und wirft ihm den Widerspruch vor zwischen der idealisierenden Art, in der er sich in seinen Büchern beschreibt, und seiner Selbstsucht im wirklichen Leben. Jun-Sub, schockiert von dem Ausbruch seiner Nichte, ist sprachlos.
Am zweiten Tag der Feierlichkeiten hüllen die Familienmitglieder die Verstorbene in ein Leichentuch und legen selbst dunkle Trauerkleidung an; Yong-Soon besteht darauf, die extravaganten Trauerkleider zu tragen, die sie mitgebracht hat. Hae-Lim ist trotz eines gewaltigen Katers eifrig dabei, über das Begräbnis zu berichten; währenddessen vergnügen sich Jun-Subs Freunde beim Angeln am Ozean. Urok, der Leiter der Trauerfeierlichkeiten, reagiert überempfindlich auf die Bemerkungen der älteren Zuschauer.
Viele Trauergäste kommen, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Die engen Straßen sind überfüllt mit den Wagen des Gouverneurs, der Journalisten und der Bankenvertreter; dazwischen drängen sich Jun-Subs Kollegen und seine jungen Fans.
Als die Nacht hereinbricht, fangen einige der Trauergäste an, mit dem Kondolenzgeld zu spielen, andere beginnen sogar miteinander zu streiten.
Während all dieser Aufregungen fällt der ,Soriman', der traditionelle Sänger, der die Totenwache begleitet, in Ohnmacht und wird ins Krankenhaus gebracht. In seiner Abwesenheit vertritt ihn Sae-Mal, eine Verwandte, und beginnt mit dem Gesang, der die ganze Nacht dauern soll. Im Laufe der Stunden werden die Trauergäste immer betrunkener, die Glücksspiele immer wilder - bis Yong-Soons ärgerliche Stimme ertönt.
Als es Zeit ist, den Sarg zum Grab zu tragen, sind zu allem Überfluß die Sargträger nicht rechtzeitig da. Trotz dieses Durcheinanders fährt Jun-Sub mit der Zeremonie fort; da taucht sein Verleger mit einem Exemplar des Buchs auf, das Jun-Sub gerne noch zu Lebzeiten seiner Mutter veröffentlicht hätte. Während schließlich der Sarg weggetragen wird, beginnt Yong-Soon eher zufällig, darin zu lesen.
"Mutter, wie kommt es, daß Großmutter immer kleiner wird? Werden die Menschen nicht größer, wenn sie älter werden?" - "Also, mein Schatz, das kommt daher, daß sie dir ihr Alter und ihre Größe schenkt. Sie schenkt dir sogar ihre Weisheit. Und wenn sie nichts mehr zu verschenken hat, verwandelt sie sich in einen weißen Schmetterling und fliegt davon."
In gewisser Weise ist das Leben, das wir genießen, das Ergebnis der Art, wie unsere Vorfahren gelebt haben. Die älteren Generationen überlassen ihr Erbe den späteren Generationen - Eltern ihren Kindern, Lehrer ihren Schülern, Senioren den Junioren. Selbst jemand, der ein unabhängiges Leben zu führen scheint, ist von seinen Vorfahren stark beeinflußt. Ich finde diesen gesamten Prozeß ungeheuer schön und träume ernsthaft davon, den Zuschauern den wahren Sinn dieses niemals endenden Phänomens zu vermitteln.
Schauplatz des Films ist ein Begräbnis. Es ist das Begräbnis einer warmherzigen siebenundachtzigjährigen Frau, die sich ihr Leben lang bemüht hat, denen zu helfen, die es nötig hatten.
Ich habe versucht, anhand des Begräbnismotivs - der vielschichtigsten Zeremonie im Leben - die Bedeutung des Todes und seine bedrückenden Auswirkungen auf die Hinterbliebenen zu untersuchen. Außerdem wollte ich die Gefühle der Überlebenden ans Licht bringen: ihren Kummer, Egoismus, Ernst, selbst ihre Frivolität. Ich möchte den Zuschauern eine Gelegenheit zum Nachdenken darüber geben, was wirklich wertvoll und kostbar ist in unserer so schnell veränderlichen Welt. Im Augenblick sehe ich darin meine Aufgabe als Regisseur.
(...) Im Kwon-Taeks meisterhafter Film zeigt eine Familie kurz vor dem völligen Chaos, konzentriert sich aber auf die traditionellen Aspekte der Zeremonien selbst. Wie Sopyonje und andere Filme von Im Kwon-Taek handelt es sich auch hier teilweise um eine provokative Darstellung von Aspekten der koreanischen Kultur, die in Gefahr sind, verlorenzugehen. Gleichzeitig ist es Ims experimentellster Film seit langem: durch die ganze Geschichte zieht sich die Bilderbuchvision eines kleinen Mädchens vom Tod ihrer Großmutter - eingefrorene, stilisierte Sequenzen, deren Bedeutung sich erst am Ende erschließt.
Ahn Sung-Kee spielt den ältesten Sohn der Familie Lee, den Mann, der die Trauerfeierlichkeiten leiten soll, als seine alte Mutter stirbt. Er ist ein erfolgreicher Schriftsteller in Seoul und eher erleichtert als von Trauer überwältigt über den Tod der Siebenundachtzigjährigen. Seine Sicherheit und Kompetenz geraten zunehmend ins Wanken, zum einen durch den Druck der Umstände (die plötzliche Erkrankung des Sängers, der für die Totenwache engagiert war, betrunkene Ausbrüche der Trauergäste), und außerdem durch den bis dahin unausgesprochenen Groll einiger seiner Angehörigen (er erfährt, daß einige von ihnen der Ansicht sind, daß er in seinen Romanen ein idealisiertes Bild von sich selbst entwirft). Über all dem aber steht die zeitlose Schönheit der Trauer-Zeremonie, die dazu beiträgt, die verschiedenen Spannungen aufzulösen, und den Film zu einem warmen und positiven Ende führt. Tony Rayns, Katalog des Filmfestival Vancouver, 1996
Im Kwon-Taek wurde 1936 geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten koreanischen Regisseure. Seinen ersten Spielfilm drehte er 1962.
1978: Genealogie. 1980: Tchakk'o. 1981: Mandala (Mandala - Die blinden Augen des Herzens). 1982: Oyumdaen Jasicdul (Die Verdorbenen). 1985: Gilsodom (Gilsodom - Zerrissenes Land). 1986: Ticket. 1987: Sibaji (Die Leihmutter). 1988: Adada. 1988/89: Aje Aje Bara Aje (Der Pfad der Erleuchtung). 1993: Sopyonje. 1994: Taebaek Mountains. 1996: CHUKJE.
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