(Für Daniel) USA 1992-96 Regie: Ernie Gehr |
72 min., 16mm, 1:1.37, Farbe, silent, WP
Produktion: Ernie Gehr. Uraufführung: 18.2.1997, Internationales Forum des Jungen Films. Weltvertrieb: Ernie Gehr, 3955 Cesar Chavez, San Francisco, CA 94131. Tel. / Fax: (1-415) 550 83 60. |
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Di 18.02. 18:30 Kino 7 im Zoo Palast Sa 22.02. 14:00 Delphi So 23.02. 20:00 Arsenal Mo 24.02. 14:45 Akademie der Künste |
Bevor mein Sohn geboren wurde, fragten mich Freunde, ob ich nun einen Babyfilm machen würde. "Natürlich nicht," antwortete ich jedes Mal. Kurz nach Daniels Geburt allerdings filmte ich ihn bereits - nicht um einen Film zu machen, sondern aus dem Bedürfnis heraus, etwas festzuhalten, die frühen, wundersamen Augenblicke seines Lebens zu fixieren. Ich filmte immer weiter. So etwas wie Schnappschüsse mit der Filmkamera, in der Tradition von home movies: ich konzentrierte mich auf mein Objekt und vernachlässigte Fragen der Form oder Syntax. Die Zeit verging, und die Filmrollen wurden immer mehr. Drei oder vier Monate später waren sie entwickelt. Als ich sie anschaute, spürte ich zum einen das Bedürfnis weiterzufilmen und sah andererseits die Möglichkeit, dem Material eine eigene Form zu geben und das Ergebnis einigen wenigen Menschen vorzuführen. Während ich - nicht systematisch, sondern sporadisch je nach Gelegenheit und Bedürfnis - weiterfilmte, ergab sich Anfang 1993 eine vorläufige Form für das Material, das die ersten drei Lebensmonate Daniels dokumentierte. Nach mehrmaligem Anschauen wurde mir klar, daß ich mich nicht auf diese frühe Periode von Daniels Leben beschränken konnte. Außerdem reizte mich irgendetwas an meiner Herangehensweise an diesen Film, und ich wollte einen größeren Zeitraum für die Arbeit zur Verfügung haben. 1995 habe ich das frühere Material neu zusammengeschnitten und erweitert. Im Sommer 1996 entschied ich dann, FOR DANIEL mit Filmmaterial vom Mai 1996 abzuschließen.
Ich habe die Arbeit gerade erst beendet, was kann ich dazu sagen? Als erstes brauche ich jetzt Distanz, um den Film von außen zu sehen und neu zu erleben. Nur dann kann ich in Worten ausdrücken, was ich bisher lediglich instinktiv und intuitiv getan habe. Bis jetzt habe ich alles mit Hilfe von Wahrnehmung und nur mit einem Minimum an verbalisierter Sprache gelöst.
Der Titel impliziert, daß die Arbeit für meinen Sohn ist und ich für ihn bin. Mein eigentliches Interesse in diesem Film ist Daniel. In Verbindung damit berührt mich besonders eines an der Arbeit, nämlich die lockere, intime, ruhige, menschliche home movie- Atmosphäre; die Konzentration auf das Beobachten und das Feiern der kleinen Momente des täglichen Lebens - ein Gähnen, ein Lächeln, ein Ausdruck des Schmerzes, eine Geste hier, eine halbe Geste dort - die ruhige Akzeptanz von Wachstum, Metamorphosen und dem Vergehen der Zeit.
Ernie Gehr wurde 1943 in New York City geboren und macht seit 1968 Filme. 1982 lebte er als DAAD-Stipendiat in Berlin. Ernie Gehr lebt zur Zeit in San Francisco und unterrichtet am San Francisco Art Institute und an der University of California, Berkeley.
1968: Morning; Wait. 1969: Reverberation; Transparency. 1970: History; Field; Serene Velocity; Three. 1969-71: Still. 1974: Eureka. 1972-74: Shift. 1975: Behind the Scenes. 1976: Table. 1977: Untitled. 1981: Mirage; Untitled, Part One. 1982-85: Signal-Germany on the Air. 1986-91: Rear Window; Listen. 1991: This Side of Paradise; Side/Walk/Shuttle. 1992-96: For Daniel.
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