Taiwan 1996 Regie: Tsai-sheng Wang |
83 min., 35mm, 1:1.85, Farbe, WP
Produktion: Fountain Films/Key Point Film Productions. Buch, Kamera, Ausstattung: Tsai-sheng Wang. Musik: Shu-mei Tseng. Ton: Jim Shum. Tonmischung: Duu-chih Tu. Schnitt: Christine Huang. Darsteller: Julien Chen, Hsin-Yu Liu, Chieh-I Chen, Tsung-Sien He. Produzent: Christine Huang. Ausführender Produzent: Pao-fei Yang. Uraufführung: 30. Januar 1997, Taipei. Weltvertrieb: Fountain Films Co. 3F-1, #26, Sec.3, Jen-Ai Road, Taipei, Taiwan. Tel.: (886-2) 708 5501. Fax: (886-2) 703 8728. Mit Dank an Professor Yuan-huang Tsai. |
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Mo 17.02. 22:30 Kino 7 im Zoo Palast Di 18.02. 21:30 Delphi Mi 19.02. 12:30 Arsenal Do 20.02. 22:15 Akademie der Künste |
Ein junger Tänzer im Großstadtmeer von Taipei trägt gerne Sonnenbrillen und ist in narzißtischer Weise von sich selbst eingenommen / er will unbedingt in New York Choreographie studieren / um dafür genug Geld zusammenzubekommen, wird er Mitglied einer Tanzgruppe, die zu einer Striptease-Show gehört / Der gutaussehende Junge hat einen chaotischen Rhythmus - er schläft tagsüber und geht nachts aus dem Haus / dabei wirkt er so verführerisch wie eine Motte / seine Freundin ist Kindergärtnerin, will aber Sängerin werden / eines Tages, nach seiner Show und einer Nacht der Promiskuität, verbrennt er sich die Augen am Licht des anbrechenden Tages / er geht mit seiner Freundin nach Yenshui zum großen Feuerwerk / dort werden sie Zeugen eines rätselhaften Mordes / die Videokamera in der Hand, wird er zum Ziel des mysteriösen Mörders / er wird zum Flüchtigen, Gejagten, taucht ein in einen Alptraum zwischen Wirklichkeit und Phantastik / seine Welt gerät an den Rand des Zusammenbruchs / sein Traum von New York findet sein Ende in einer rätselhaften Seuche / der junge Mann auf der Flucht macht einen Schritt vorwärts auf seinen Traum zu, und einen anderen / zurück in die Realität / wo soll er hin? / Die Eskapade des Flüchtigen - rennt er vor dem Killer weg oder / vor etwas anderem?
Ich schlug die Augen auf / in der Jahrhundertwende-Sommernacht / Die Straßenlaternen von Taipei verstrahlten einen gelben Glanz / jeder Nachtschwärmer hatte ein Flügelpaar / geräuschvolles, ausgelassenes Treiben / moderne, science-fictionhafte, gewalttätige, daramatische Choreographie / eine Szene jagt die andere / alle hatten sich daran gewöhnt / Der Himmel über Taipei wurde noch orangegelber / jeder sagte / Ich will ein großartiges, ereignisreiches Leben führen / bevor die Sonne aufgeht / während alles noch normal ist / die Motte / die Tänzerin der Nacht / Ich / gekleidet in schönen Gewändern / ohne Mittelpunkt / nur ein Spiel, das ich spiele / empfindsam und merkwürdig / bereit, ins Zeitlose zu verschwinden / Die Motte! / Tagsüber auf der Lauer und nachts hinaus / das Spiel des Jagens spielen / Aufregung, Besitz, äußerste Geschwindigkeit, Derbheit, Blendung, erschöpft / Die Motte! / Dem sich gabelnden Neon nachjagend / dem Spiel des Todes entgegenfliegend / Die Motte! / Die Tänzerin der Nacht / Ich! / gekleidet in schöne Gewändern
Ehre dem Amitabha Buddha / Gen Norden kein mythischer Vogel Peng / Gen Westen kein Elysium / Gen Osten kein Land der Feen Penglai
Wieviele Tassen Jesu Blutes noch / bis der Sünder lallt? / Wie oft die Heilige Johanna noch verbrennen / um dann die Feuerwehr zu rufen?
Flammende Feuer verwandelten tote Knochen zu Asche / Eine alles zerstörende šberschwemmung / Die Straße ins Licht war ganz nah / Das dunkle Land war freundlich
Engel wurden gefangen auf dem Dach der Kapelle / Auf den Teufel harrt das Nichts / berauscht im Zeitlosen nirgendwo Grenzen / kein Gesetz kein Himmel kein Unterscheidendes
kein Geräusch kein Tod kein Außen kein Innen / kein Bitten kein Ende keine Wiedergeburt / kein Osten kein Westen kein Süden kein Norden / kein Osten kein Westen kein Süden kein Norden
Ehre dem Amitabha Buddha / Gen Norden kein mythischer Vogel Peng / Gen Westen kein Elysium / Gen Osten kein Feenland Penglai
Wir wollen unsre blutverschmierten Gesichter mit Blumen schmücken / Es gibt bereits zuviele Leichen und Staub / Wir wollen unsre traurigen Gesichter mit Blumen schmücken / Die Blumen an Stelle deines verlorenen Lächelns
Wir wollen Blumen streuen über die ganze Stadt / den Gestank und die Melanchonlie zu bedecken, die die Zeit zurückließ / Der Wind soll den Duft zu entfernten Freunden wehn / selbst Blumen brauchen einen weiten Himmel
Wir wollen uns gegenseitig schlachten und erbarmungslos zerstören / Blumen gegen Dreck und Abfall / Muß diese Welt ihre Geschichte häßlich schreiben / So dienen Blumen als Schmuck des ewigen Grabmals
Das Leben gleicht einer Flucht, Von Moment, da der Mensch den Mutterschoß verläßt. Es lebt der Mensch zuletzt im Müll
'Ein Cha-Cha für den Flüchtigen' / Von Hung-Hung
In dieser kalten Nacht geschah das Faszinierende, / nur fallende Blätter / schlugen laut auf den Boden / eine Maus floh über den Platz, als / die Wachablösung nicht kam, / als die im Schlaf Sprechenden nicht sprachen, / als ein Vermißter harrte / auf einen Brief von einem, den man nie fand.
In dieser seltsamen Nacht, wessen heiße Tränen verbrannten das zarte Gras? Wessen Messer / geriet unter den schmalen Steg? Zwei Fremde / kamen einander nah / und schieden wieder. Ein Anruf / der nicht durchkam. Ein unvollendeter / Turm. Ein Lied / ward nicht zu Ende gesungen / drang nicht an dein Fenster.
Falls in solcher Nacht / ein Flüchtiger vom Weg abkam, / konnte er dich finden? / Krochst du aus dem Bett, hustend, / ihn hereinzubitten? / Vertriebst du die Maus, / ihn in der Kammer zu speisen? / Tatst du das - tatst du das / ihn unter den Dachvorsprung betten? / Hörtest du ungerührt / sein Lied mit an? / Welch seltsame Nacht, falls - falls - / du erwachtest im Morgenlicht, noch immer fielen im Hof / die Blätter, und du erkanntest, es war nichts / als ein Traum, außer / dem Blut unter dem Dach... Ja, / alles war nur / ein Traum, falls / jene kalte Nacht, falls jene kalte Nacht / je zu Ende ging.
30. April 1991 Erstes Manuskript des Drehbuchs
6. August 1994 Gründung der 'Fountain Films'
14. Februar 1995 Die Dreharbeiten beginnen zeitgleich mit dem Bienenkorb-Feuerwerksfestival in Yenshui
30. Juni 1995 Nachtszenen nehmen zwei Drittel des Films ein
21. Juli 1995 Erstes Raketenmanöver der VR China, Zielareal 157 km entfernt
28. Juli 1995 Erste Schnittfassung; jeder, der den Film sah, sagte: "Ich verstehe überhaupt nichts!"
15. August 1995 Zweites Raketenmanöver der VR China
6. Oktober 1995 Zweite Schnittfassung; dasselbe Problem wie vorher: "Sorry, wir kommen nicht ganz mit."
13. Januar 1996 Vier Wahllisten schaffen es in die Endrunde um die Präsidentschaft/Vizepräsidentschaft, die erste Direktwahl der taiwanesischen Bürger.
30. Januar 1996 Dritte Schnittfassung, nicht rechtzeitig für das Festival fertig
8. März 1996 3. Manöver der VR China, scharfe Munition, Zielareal 44km von Taiwan entfernt
22. März 1996 Dritte Schnittfassung des Films ist in Ordnung Regisseur Tsai-Sheng Wang: "Wir haben's geschafft!" Es war der Vorabend der ersten freien Wahlen des Präsidenten und des Vizepräsidenten von Taiwan.
20. Mai 1996 Lee Teng-hui wird der erste frei gewählte Präsident in der Geschichte Taiwans.
21. Januar 1997 A CHA-CHA FOR THE FUGITIVE - die erste Kopie wird gezogen
Tsai-sheng Wang wurde 1952 im Sternzeichen des Löwen geboren. In seiner über fünfundzwanzigjährigen Karriere hat er verschiedene aufsehenerregende Werbefilme produziert. Er schockierte die Filmemacher Taiwans mit seinem Meisterwerk I've got Some Words to Say, einem Werbefilm für Stimorol-Kaugummi. Der Film unterminierte den Stil der herkömmlichen Werbung. Wangs folgenden Werke verhalfen dem taiwanesischen Film zu einer neuen Ära - die Genauigkeit und die Einfühlsamkeit seiner ausgewählten Bilder enthält auch einen eindeutig humanistischen Anspruch.
Der vorliegende Film ist eine prophetische Vision; er spiegelt Tsai-shengs Parteinahme für die Jugend und seine Reflexion über sein Land. Das Drehbuch wurde 1991 begonnen und durchlief dann eine vierjährige Bearbeitungszeit. Die Dreharbeiten wurden am 14. Februar 1995 begonnen und im November 1996 beendet. Die Prophezeiungen, die in dem Film gemacht werden, decken sich mit der gegenwärtigen Entwicklung in Taiwan.
Tsai-sheng Wang wollte einen neuartigen Film herausbringen, und zwar ohne Anklänge an das alte Taiwan.
A CHA CHA FOR THE FUGITIVE ist Tsai-Sheng Wangs erster abendfüllender Spielfilm.
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