Virtwall
"Die Berliner Mauer ist lang und kurz." Jean-Luc Godard
VIRTWALL ist ein Videoinstallationsprojekt für das Kino Arsenal, in dessen Mittelpunkt die Berliner Mauer steht.
Die Installation untersucht die Repräsentation der Mauer, dieses wirkmächtigen geopolitischen Zeichens, im Verlaufe der Geschichte des Kinos. Dabei werden klassische und unabhängig produzierte Spielfilme genauso wie Amateurfilmmaterial auf 16 und 8 mm genutzt. Die Installation ist in drei Phasen unterteilt: "Phantasmagorie", "Konstruktion" und "Dekonstruktion".
Die Bilder dieser Phasen dekonstruieren einige Ideen, die fest mit der Mauer verbunden sind, wie zum Beispiel die Dychotomien Kommunismus/Kapitalismus, Moderne/Post-Moderne, Totalitarismus/Demokratie. Auch der Gegensatz zwischen Präsenz und Fall der Mauer wird untersucht. Die Bilder zeigen eine semiotische Ebene der Mauer, die auch heute noch existiert, jenseits ihrer physischen und territorialen Dimension, und die die historische Wunde erklärt, die in einer Welt "mentaler Mauern" existiert.
Zwei zusätzliche Leinwände sollen links und rechts der Leinwand installiert werden – sie schaffen Raum für verschiedene, sich überschneidende und miteinander interagierende Zeitlichkeiten und Bedeutungsebenen. Mithilfe von Archivmaterial durchbricht die Installation die starre Struktur, die der Mauer zugrunde liegt: ein Gefühl von Schwerelosigkeit wird vermittelt, dass Lücken und Abwesenheiten in der Geschichte der Mauer hervorhebt und Raum schafft für noch nicht formulierte Themen, Bilder und Töne.
Zentral für die Installation ist ein VJ, der Bilder in Echtzeit manipuliert und mischt, sie projiziert und zufällig kombiniert.
Die Arbeit evoziert die Imagination einer Epoche, indem sie auf Arbeiten von Kinoautoren aus den vier Ländern zurückgreift, die Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten und die Stadt in vier Sektoren unterteilten. Filme über die Mauer aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Russland, Autoren wie Hitchcock und Dowschenko sowie deutsche Klassiker wie FAUST und M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER, beschwören die „Geister“ jener Zeit und der Zeit, die dem Krieg vorausging. Die Tonspur ist verträumt, fast nur ein Flüstern, und steht im starken Kontrast zu den "schweren" Tönen der Geschichte. Auch Musik aus den zeitgenössischen Filmen wird genutzt.
Der Titel VIRTWALL, eine Gegenüberstellung der Worte "virtuell" und „Mauer“ (wall), adressiert einerseits die „nicht-realen“ Bilder, die untrennbar mit der Mauer verbunden sind, und andererseits die Möglichkeit der Einschreibung neuer, die Mauer transzendierender Bedeutungen mittels der Kunst.
Biografie von Joel Pizzini