Visionary Archive ist ein kollaboratives, translokales Experiment: an fünf Orten wird in fünf Filmarchiven zu Phasen und Facetten des afrikanischen Kinos recherchiert. Bezüge zwischen kinogeschichtlichen Phänomenen in Kairo, Khartum, Johannesburg, Bissau und Berlin werden formuliert und befragt. Der Begriff eines "afrikanischen Kinos" dient dabei als offene Klammer, in der historische Echos ebenso zur Geltung kommen wie offene Fragen und Erwartungen. Funde und Filme werden regelmäßig mit verschiedenen Öffentlichkeiten diskutiert und im Mai 2015 mündet das Projekt in ein umfassendes Abschlussprogramm in Berlin (21.–31.5.2015).
Im Zentrum der Zusammenarbeit, die in fünf thematischen, vernetzt arbeitenden Einzelprojekten organisiert ist, steht die Frage, wie eine zeitgemäße transkulturelle kuratorische und künstlerische Arbeit mit Archiven und Archivforschung aussehen kann. So geht es im Projekt "Revisiting Memory" mit der Cimatheque in Kairo um die Frage, wie Filme und Archive dem gesellschaftlichen Umbruch und den jüngsten Veränderungen der Gesellschaft Ausdruck verleihen können.
Das Projekt "B-Schemes" in Johannesburg widmet sich der kritischen Aufarbeitung und Präsentation von bis dato noch wenig erforschten südafrikanischen Filmen der sogenannten "B-Schemes", einem staatlichen Programm zur Förderung von "Schwarzen Filmen für Schwarze Zuschauer" aus der Zeit des Apartheid-Regimes.
"Studio Gad" ist eine kollaborative Arbeit über das private Filmarchiv des im Jahr 2008 verstorbenen Regisseurs Gadalla Gubara in Khartum. Gubaras Archiv dokumentiert den Weg des Sudans von der Unabhängigkeit über die westliche Modernisierung bis zur islamischen Revolution. Dieses Archiv soll wieder sichtbar und die Filme dabei in einen aktuellen, lebendigen Zusammenhang gestellt werden.
Das Projekt "Von Boé nach Berlin - Ein mobiles Labor zur Filmgeschichte Guinea-Bissaus" widmet sich dem kürzlich wieder erschlossenen und mittlerweile digitalisierten Archivbestand des nationalen Filminstituts von Guinea-Bissau (INCA). Es dient dessen Wiedersichtbarmachung und experimentiert dabei mit verschiedenen Formaten: mobiles Kino, moderiertes Filmprogramm, Ausstellung und Workshop. Das Projekt bietet außerdem die Möglichkeit einer translokalen Case Study, in der auch die subsidiäre Rolle einer Institution wie des Arsenal bei der Sicherung und Sichtbarmachung eines afrikanischen Filmarchivs ins Blickfeld gelangt.
Unter dem Titel "It all depends" werden regelmäßige Veranstaltungen unterschiedlichen Formats im Kino Arsenal stattfinden mit dem Ziel, die Arbeitsprozesse in den Teilprojekten von Visionary Archive kritisch zu begleiten und die Öffentlichkeit einzubeziehen in die Situierung einer solchen translokale Arbeitspraxis mit afrikanischem Film.
Veranstaltungsorte von "Visionary Archive" sind das Kino Arsenal sowie Institutionen an den jeweiligen Standorten der Projektpartner. Vom 21.–31.5.2015 findet in Berlin ein umfassendes Abschlussprogramm im Kino Arsenal, im Projektraum Scriptings, bei Archive Kabinett und im öffentlichen Raum statt. Teil von "Visionary Archive" war auch die Ausstellung "Regulado" im Neuen Berliner Kunstverein von Mai bis Juli 2014.
Das komplette Programm des Abschlussfestivals steht in Kürze hier zum Download bereit.
ProjektteilnehmerInnen: Hana Al Bayaty, Suleimane Biai, Filipa César, Darryl Els, Yasmin Desouki, Flora Gomes, Sara Gubara, Marie-Hélène Gutberlet, Tobias Hering, Nadja Korinth, Sana na N’Hada, Stefan Pethke, Rhea Schmitt, Aissatu Seidi, Stefanie Schulte Strathaus, Katharina von Schroeder.
Projektpartner: das nicht-staatliche Projekt Cimatheque – Alternative Film Centre (Kairo), das unabhängige Kino The Bioscope (Johannesburg), das Archiv des verstorbenen Filmemachers Gadalla Gubara (Khartum), der Verein Geba Filmes (Bissau).
Das Projekt Visionary Archive wird gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes.
Wir danken dem Goethe-Institut, insbesondere den Instituten in Algier, Dakar, Kairo, Johannesburg, Khartum und Yaoundé für ihre großzügige Unterstützung.