Am 23.5.2014 eröffnet im Rahmen des Projekts Visionary Archive im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) die Ausstellung "Regulado" von Filipa César und Suleimane Biai. Filipa César setzt sich in ihren Filmen und Installationen mit den post-kolonialen Konstellationen auseinander, die die jüngere Geschichte Portugals hervorgebracht hat. Seit 2011 gelten ihre Recherchen der Filmproduktion Guinea-Bissaus, deren Anfänge eng mit dem Befreiungskampf verknüpft waren.
Rezension von Marietta Kesting
In der Reihe "It all depends" zeigen Filipa César und Suleimane Biai im Kino Arsenal ihren Film REDONDA QUADRADA und stellen das Projekt "Von Boé nach Berlin" vor. Zwei Archivfilme des Arsenals (POR PRIMERA VEZ von Octavio Cortázar, REASSEMBLAGE von Trinh T. Minh-ha) sowie ein Dokumentarfilm von Sana na N’Hada aus den Anfangsjahren des unabhängigen Guinea-Bissau legen filmhistorische Fährten für die Diskussion. (25.5.2014)
REDONDA QUADRADA Filipa César, Suleimane Biai, D 2014, OmE, 8 min
POR PRIMERA VEZ Octavio Cortázar, Kuba 1967, OmU, 9 min
LES JOURS D’ANCONO Sana na N’Hada, Guinea-Bissau 1978, OmE, 27 min
REASSEMBLAGE Trinh T. Minh-ha, USA 1982, OF, 40 min
In REDONDA QUADRADA werden die Unterschiede zweier Bauweisen für ein Haus abgewogen. Pragmatische und ästhetische Überlegungen kommen ins Spiel, aber auch historische Konnotationen und die Politik unterschiedlicher Räume. Der Film entstand am Rande von Bauarbeiten für ein neues Versammlungsgebäude in Birbam, Guinea-Bissau.
POR PRIMERA VEZ ist ein Zeugnis der "audiovisuellen Alphabetisierung" Kubas in den 1960er Jahren: Cortázar hält die Vorführung eines mobilen Kinos in einem entlegenen Gebirgsdorf fest und zeigt die Reaktionen der Bewohner auf ihre erste Begegnung mit Film, Charlie Chaplins MODERN TIMES.
LES JOURS D’ANCONO erzählt vom Alltag in einem Dorf auf den Bissagos-Inseln vor der Küste von Guinea-Bissau. Ins Zentrum seiner Beobachtungen stellt Sana na N'Hada das Mädchen Ancono. In den Herausforderungen ihres Erwachsenwerdens spiegeln sich die Zukunftsfragen des soeben erst vom Kolonialismus befreiten Landes.
REASSEMBLAGE, gedreht im Senegal, destilliert Töne und Bilder aus dem alltäglichen Leben von Dorfbewohnern und widersteht dem ethnologischen Bedürfnis, den "Anderen" mittels eindeutiger Zuschreibungen erklären zu wollen. Eine Kritik am ethnologischen Blick und der dokumentarischen Autorität, in der Trinh T. Minh-ha ihre Position als Filmemacherin ebenso hinterfragt wie sie die Unmöglichkeit einer neutralen und objektiven Sprecherperspektive konstatiert.
Veranstaltungsdatum: 25.4.2014