In der akademischen Disziplin der Film- und Medienwissenschaft gibt es einen "heimlichen Lehrplan", der Filme als Kunst- oder als Kulturprodukte begreift, die es mit den Methoden der Film- und Medienwissenschaft zu analysieren und zu erforschen gilt. Damit wird unterschieden zwischen kultureller oder ästhetischer Praxis einerseits und wissenschaftlicher Forschung andererseits.
Spätestens seit den 1960er Jahren zeigt sich jedoch, dass diese Grenze sowohl von der Seite des Filmmachens überschritten wird durch Formate wie Essayfilm, Experimentalfilm, Dokumentarfilm, "Theory Fiction", als auch von der Seite des wissenschaftlichen Schreibens durch kritische Essays und experimentelle Schreibweisen. Seither gibt es zahlreiche AutorenInnen, die im Grenzbereich von Film und Theorie arbeiten.
Das Vorhaben möchte den Zusammenhang von Film und Theorie an einzelnen AutorInnen herausstellen und gleichzeitig auch die Geschichte dieser Annäherung/Grenzverwischung von Film und Theorie in den Blick nehmen.
Besonders prägnant zeigt sich der Zusammenhang an AutorInnen, die sowohl Filme machen, als auch in der Wissenschaft publizieren. Bereits vor einigen Jahren habe ich die Arbeit von Laura Mulvey und Peter Wollen zwischen Theorie und Film (der 1970er Jahre) untersucht (Pauleit 2001). Darin habe ich vorgeschlagen, die Theorie- und Filmarbeit gemeinsam in den Blick zu nehmen und sie im Sinne einer kritischen Edition aufzuarbeiten und zugänglich zu machen.
Im Projekt soll es darum gehen, die Filme RIDDLES OF THE SPHINX und AMY! aus dem Archiv des Arsenal neu zugänglich zu machen und dabei den Zusammenhang von Theorie und Film herauszuarbeiten mit folgendem Arbeitshorizont:
- Restauration der Filme / Herstellung einer neuen Kopie und Rechteklärung.
- Erstellung einer DVD + Büchlein mit historischem Material, sowie mit Kommentaren und Essays, die den Zusammenhang von Film und Theorie herausstellen.
- Präsentation von Filmen und DVD im Arsenal und im Kommunalkino Bremen.
- Evtl. Symposium "Film and Theory – Theory and Film" (im Arsenal).
Die Projektarbeit soll mit einer kleinen Gruppe von Studierenden der Universität Bremen durchgeführt werden. Das Vorhaben soll gleichzeitig ein Modellprojekt sein für eine Projektreihe zum Thema Theorie und Film (weitere AutorInnen des Archivs), die regelmäßig mit kleinen Studentengruppen der Universität Bremen durchgeführt wird.
Pauleit (2001): „Riddles of the Sphinx. Die Arbeit von Laura Mulvey und Peter Wollen zwischen Counter-Strategie und Dekonstruktion“, in: Hg. Stemmrich G. Kunst / Kino, Jahresring 48 Jahrbuch für moderne Kunst, Köln, 2001, S. 177–193.
Stand: 12.06.2011
Biografie von Winfried Pauleit