Das Filmarchiv des Arsenals lässt sich vielleicht als Dokument eines kollektiven Gedächtnisses einer Gruppe von Menschen begreifen, die es aufgebaut haben: ihre kuratorischen Entscheidungen, ihre Sicht der Filmgeschichte und Strömungen, sowie ihr persönlicher Filmgeschmack und ihre sozialen/politischen/künstlerischen Haltungen. In diesem Sinne hat das Archiv eine logische Struktur, auch wenn es nicht einfach scheint, diese Ordnung sichtbar zu machen. Doch bildet diese Struktur die Grundlage dafür, Filme aus dem Archiv in verschiedenen Kontexten zu programmieren und einem Publikum (wieder) vorzufühen. Ihre Wiederaufführung hat wahrscheinlich eine thematische Struktur, die mit Inhalten, Tendenzen, Geschichte und selbstverständlich auch Geschmack zu tun hat.
Manchmal erinnern wir uns in unserem alltäglichen Leben unerwartet an Dinge, die wir keiner inhaltlichen “Suche“ zuordnen können. Daher schlage ich einen Abend der gewagten, ungegliederten Abfrage aus dem Arsenalarchiv vor.
Für die Veranstaltung "A Night at the Archive“ möchte ich eine Programmierung anbieten, welche die dem Archiv inhärente Logik ignoriert – ich schlage ein willkürliches Programm vor, das sich durch ein spontanes und zufälliges Auswahlverfahren ergibt. Weder das Publikum noch die Kuratoren wissen im Vorfeld, welche Filme ausgewählt und vorgeführt werden. Aus diesem Grund muss die Veranstaltung in der Nähe des Ortes stattfinden, wo die Filme bis zur Aufführung ihr Nickerchen halten: im Lager in Spandau.
Wir werden uns dort an der Schatztruhe versammeln, Publikum, Filmliebhaber, Kuratoren und Archivare, unsere Augen schliessen und ein Juwel auswählen. Dann werden wir unsere Augen weit öffnen und dieses Juwel betrachten, bis wir den Drang verspüren, nach einem weiteren Juwel aus der Schatztruhe zu greifen. Hoffentlich wird uns Grouchos Geist dabei behilflich sein, den Abend anarchischer zu gestalten, als es für uns un-planbar sein kann.